Was sind Sportreisen?
Tja, bevor wir lange um den heißen Brei herumreden: Sportreisen sind Reisen, in denen sich alles (oder zumindest der überwiegende Teil) um den Sport dreht. Also nicht Urlaube, in denen man sich vor lauter Langeweile nach 12 Tagen Rösten am Strand ein klappriges Rad mietet und 5 Kilometer zum Eisessen ins nächste Dorf fährt.
Sondern Reisen, bei denen Sport als Zweck der gesamten Unternehmung dient. Urlaube, von denen man mit so viele Energie zurückkommt, als wäre man 14 Tage am Ladegerät gehängt. Weil die dauernde Bewegung draußen und das Zusammensein mit anderen Menschen Körper und Geist so richtig in Schwung bringen.
Bei der Auswahl der Sportreisen sind der Fantasie (und dem Geldbeutel) von Seiten der Anbieter keine Grenzen gesetzt. 2 Tage mit Rentnern im Harz wandern? Einen exklusiven Törn auf einer Segelyacht? Einmal mit dem Rad durch den Balkan? Yoga in Griechenland, Kitesurfen in Andalusien, Ski-Abenteuer in den Rocky Mountains, mit dem Canadier durch Skandinavien? Alles ist möglich. Falls die Kondition passt.
Vorteile von Sportreisen
Bitte für die Dauer der Sportreise folgendes Wort aus dem Wortschatz streichen: Langeweile. Während der Otto-Normal-Strandgriller sich spätestens nach 4 Tagen fragt: „Links oder rechts wenden? Bier oder Sangria?“, denkt sich der Aktivurlauber nur: „Heute werde ich wieder mal was ziemlich Geiles erleben.“
Sportliche Urlauber müssen sich nicht den ganzen Tag schonen, um sich dann wieder fit für den Alltag zuhause zu fühlen. Sie wissen genau, dass sie sich durch die tägliche Bewegung aktiv erholen, selbst wenn sie dabei ab und an ihre Grenzen ausloten. „Mens sana in corpore sano“ – schon die alten Lateiner wussten, dass nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnen kann. Sportreisen verbinden beides in meist traumhafter Umgebung. Wer den ganzen Tag an der frischen Luft sportelt, kann keinen schwermütigen Gedanken nachhängen.
Apropos: Der Sportler auf Reisen sieht in der Regel viel mehr von den bezaubernden landschaftlichen Eigenheiten der verschiedenen Regionen. Wirkt sich auch förderlich auf die Qualität und Herzeigbarkeit der Urlaubsfotos aus.
Aktivurlauber pushen sich gegenseitig, wenn mal einer einen Durchhänger hat. Sie feiern abends gemeinsam ihre Erfolge und haben jede Menge Heldentaten im Gepäck, von denen sie noch lange zehren.
Nicht zu vergessen die romantische Komponente: zwei einsame Sportlerherzen buchen getrennt voneinander eine Gruppenreise und sind danach unzertrennlich. Gibt keine offiziellen Statistiken dazu, kommt aber gar nicht so selten vor.
Nachteile von Sportreisen
Wie hätt‘ mer’s denn mit der Kondition? Sportreisen können ein Albtraum sein. Aber nur für diejenigen, die ihren Leistungsstand bei der Anmeldung für die Gruppenreise grandios überschätzt haben. Die meinten, 20 Minuten täglich auf dem Hometrainer im Keller qualifizierten sie für den Transalp-Alpencross. Und dann abends gleichzeitig das Sauerstoffzelt, die Masseurin und einen Mentaltrainer buchen müssen, um sich nur ansatzweise vorstellen zu können, am nächsten Tag noch einmal die Strapazen auszuhalten.
Kleiner Tipp am Rande: Bei der Anmeldung die eigene Leistungsfähigkeit lieber eine Stufe zu tief einordnen – schützt vor unliebsamen Überraschungen und lässt Luft nach oben, um in seiner Lieblingssportart unerwartet zu glänzen („Ich schwöre, dass ich zuvor noch nie eine Zwei-Meter-Welle geritten habe!“)
Das abendliche Geplauder über die täglichen Heldentaten kann einem auch ganz schön auf den Sack gehen. Versuch mal einer in einer Surf-Hochburg am Gardasee jemanden zu finden, der nicht übers Surfen schwadroniert. Demgegenüber ist die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen eine extrem erfolgversprechende Angelegenheit. Wer also wirklich keine Lust drauf hat, den ganzen Tag über Techniken, Fähigkeiten und diverse Abenteuer zu reden, der sollte vielleicht einfach mal zur Abwechslung eine Studienreise buchen.
Ein nicht zu unterschätzender Nachteil: große Unlust auf die Sportart. Wie das? Gerne dann zu sehen, wenn ein Partner begeistert den anderen mit angemeldet hat. Und dummerweise der andere vor Ort feststellt, dass die Sportreise für seine eigenen Bedürfnisse gar nicht so paradiesisch ist: zu anstrengend, zu viel Leistungsdenken, keine Zeit für sich selbst, doofe Mitreisende und überhaupt. Bleibt die Frage: Flucht oder durchhalten und es dem Partner mit einer Anmeldung für einen Wochenend-Treff der Briefmarkensammler-Freunde heimzahlen?
Für wen ist das was?
Sportreisen sind ideal für:
- Echte Helden
- Beißer und Kämpfer
- Wetterfeste Menschen
- Frischluftfanatiker
- Abnehmwillige
- Grenzenausloter
- Frühaufsteher (es sei denn, man bucht 3 Wochen Mondscheinwandern)
- Angeber (Fotos von Sportreisen machen sich in den sozialen Medien verdammt gut)
- Singles
- Paare (falls beide die Sportart vorher schon mal zusammen ausgeübt haben)
- Utensilien-Könige (jeden Tag ein neues Sportdress aus dem Katalog – wie schön!)
Für wen eher nicht?
- Unsportliche
- alle anderen, die allein schon beim Wort „Sportreisen“ schreiend davon laufen
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