Gruppenreisen

Gruppenreisen: Die eierlegende Wollmilchsau

Was sind Gruppenreisen?

Sind 4 Jungs, die gemeinsam im Zug sitzen, Bier trinken und zu einem Auswärtsspiel ihres Fußballklubs fahren schon eine Gruppenreise? Nein. Zumindest nicht nach unserer Definition.

Sind 40 Jungs, die gemeinsam in einem Fanbus sitzen, den ein Veranstalter organisiert hat, Bier trinken, im Bus ihre Tickets für das Auswärtsspiel ihres Fußballklubs ausgehändigt bekommen und direkt vor das Stadion gefahren werden eine Gruppenreise? Ja. Zumindest nach unserer Definition.

Denn die wichtigsten Merkmale von Gruppenreisen sind: Die Reise findet zu einem bestimmten, schon länger festgelegten Zeitpunkt statt. Die Teilnehmer melden sich dafür an, müssen pünktlich zu Reisebeginn am Abfahrts-/Abflugsort sein. Ab dann brauchen sie sich aber genau genommen um nichts mehr zu kümmern.

Alle wichtigen Bestandteile der Reise – sei es Transportmittel, Unterkünfte, Ausflüge, Eintrittskarten und meistens auch Verpflegung – hat jemand anders organisiert. Damit vor Ort alles klappt, kümmert sich ein Reiseleiter/Begleiter um die Teilnehmer. In Fanbussen derjenige, der gleichzeitig Bier, Würstel verkaufen und Eintrittskarten verteilen kann.

Die Vorteile von Gruppenreisen

Ganz klar: Die Gruppenreise ist die eierlegende Wollmilchsau unter den Reisen. Zumindest für den, der das mag und zu schätzen weiß.

Es gibt nichts zu tun, außer die Reise zu bezahlen und zum Treffpunkt zu kommen. Ab dann heißt es: Beine hoch und die anderen machen lassen. Alles ist schon vorbereitet. Immer nur dem Reiseleiter nach, dann kann nichts schiefgehen. Äußerst komfortable Situation.

  • Wo sind die schönsten Sehenswürdigkeiten? Der Reiseleiter führt dich hin.
  • Wo gibt es das leckerste Eis der Stadt? Der Reiseleiter weiß es.
  • Du hast verschlafen? Der Reiseleiter weckt dich, damit du nicht verloren gehst.
  • In deinem Zimmer riecht es wie im Schweinestall? Der Reiseleiter kümmert sich.
  • Die Fluglinie streikt? Der Reiseleiter sagt, wann und wie es weitergeht.

Du brauchst keinen Reiseführer, keinen Stadtplan, keine Gastro-App, keinen Veranstaltungskalender. Essen, Schlafen, Programm mitmachen. Ein Leben voller herrlicher Einfachheit.

Du brauchst auch keine Angst vor Langeweile und Einsamkeit zu haben. Bei Gruppenreisen sind in der Regel Menschen gemeinsam unterwegs, die sich zwar vorher nicht kannten, aber überschneidende Interessen haben. Beim Philatelisten-Ausflug finden sich andere Typen als bei der Kanureise in Norwegen. Behaupten wir jetzt einfach mal.

Die Nachteile von Gruppenreisen

Wir alle sind Menschen. Selbst wenn wir noch so viele gemeinsame Interessen haben, erfreuen wir uns großer Individualität. Zum Glück. Und so kann es selbst bei einer Kanutour in Norwegen schon einmal passieren, dass sich ein Teilnehmer vorkommt wie auf einem Philatelisten-Ausflug, wenn er sich in der Gruppe nicht wohlfühlt.

Während ein Camper einfach weiterziehen kann, wenn ihm Platznachbarn, das Wetter, die sanitären Anlagen, die Umgebung, die Restaurants oder was auch immer nicht passen, ist der Gruppenreisende dem Geschehen ausgeliefert. Keine Fluchtmöglichkeit außer Abbruch oder Rückzug und Verweigerung gemeinsamer Aktivitäten.

Und dann wäre ja noch der Reiseleiter. Unter all den großartigen Begleitern auf Gruppenreisen finden sich leider auch vereinzelt Typen, denen man am liebsten in der ersten Sekunde schon ins Gesicht springen möchte, weil sie a) so extrem langweilig oder b) so furchtbar aufgedreht und nervig sind. Eine wunderbare Möglichkeit, sich in Gelassenheit zu üben (schöne Vorübung für die Rückkehr ins Büro).

Für wen ist das was?

Gruppenreisen sind ideal für alle, die

  • keinen festen Reisepartner haben und sich trotzdem das Reisen nicht verbieten lassen.
  • weder Zeit noch Lust haben, Reisen lange vorzubereiten und sich einfach an die schönsten Orte führen lassen wollen.
  • neugierig auf andere Menschen sind und sich selbst nicht als Nabel der Welt betrachten.
  • gerne Regionen besichtigen, in die sie ohne geführte Reise nur schwer oder gar nicht gelangen würden (wie zum Beispiel nach Bhutan).
  • auch mal länger warten können, wenn beim Busstopp an der Raststätte alle gleichzeitig aufs Klo müssen.
  • gerne einen festen Takt in ihrem Tagesablauf haben und froh sind, wenn sie nicht zu viele Entscheidungen treffen müssen.

Für wen ist das eher nichts?

Gruppenreisen sind keine gute Wahl für:

  • Freiheitsfanatiker
  • Klaustrophobiker
  • Individualisten, die gerne mal vom Plan abweichen
  • Planungsfreaks, die gerne jedes Detail der Reise selbst bestimmen
  • Menschen, denen 3 Stunden Espresso-Trinken und Beobachten auf dem Marktplatz wichtiger ist als 3 Kirchen gesehen zu haben
  • Genussreisende, die ihre Restaurants lieber selbst auswählen, als irgendwohin mitgeschleift zu werden, wo sie selbst nie hingegangen wären.
  • alle, die sich sowieso nur die Frage „Allein oder zu zweit?“ stellen und für die jede Form von Gruppenreisen der blanke Horror ist.

Wer schreibt Interessantes zu dem Thema?

Marion vom Blog „Escape from reality“ outet sich als überzeugte Gruppenreisende. Bei ihr sind das Touren in kleinen Gruppen, die einem die Organisation abnehmen und gespickt sind mit besonderen Erlebnissen. Zu diesem Thema hat sie einige interessante Artikel geschrieben. Zwei davon haben wir ausgewählt:
8 Gründe, warum mein Herz für Gruppenreisen schlägt
Reisen in der Gruppe: Traumreise oder Horror?

Und zum Schluss die Frage an dich: Sind Gruppenreisen die beste oder schlimmste Reiseart, die du dir vorstellen kannst? Wir freuen uns auf deine Erfahrungen!

Foto: Unsplash.com