Survialguide China Teil 2 – Von Internetzensur bis Tee-Einladungen

Die erste Reise nach China steht bevor und du hast ein wenig Sorge, wie du dort zurecht kommst? Wie man sich ohne Sprachkennrisse durch China bewegt, man ein Abendessen im Restaurant ohne Fettnäpfchen übersteht oder sich auf den Toilettengang vorbereitet, das haben wir im ersten Teil unseres Survialguides für China gelernt. Doch wer nach China reist, der wird unterwegs auf noch mehr Eigenheiten stoßen. In Teil 2 widmen wir uns heute dem Internet, dem Fahren mit der U-Bahn und dem Thema Abzocke. Danach kann im Land der Mitte eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder?

Internet: Wo die Weiten des WWW an Grenzen stoßen

Du möchtest deine Lieben via Facebook auf dem Laufenden halten? Deine schönsten Reisebilder bei Instagram teilen, die erlebten Kuriositäten twittern oder am Abend eine Reportage bei YouTube anschauen? Was sonst zum Reisealltag gehört, wird in China schwierig. Tippst du in das URL-Feld eine der genannten Websites, stößt die sonst so weite Welt des WWW an ihre Grenzen: „Error – Page not found“. Schuld daran ist weder die schlechte Verbindung noch ein Stromausfall, viele Seiten sind in China schlichtweg gesperrt. Zensur ist das Stichwort. Das geht soweit, dass selbst Suchmaschinen wie Google nicht genutzt werden können. Doch was tun?

Der einfachste Umgang mit der Zensur? Auf nicht zensierte Alternativen zurückzugreifen!

Das ist zum Beispiel bei der Suchmaschine möglich. Wer statt Google einfach Bing benutzt, hat das Problem gelöst. Messaging-Apps wie WhatsApp konnten bis vor kurzem in China genutzt werden, leider scheint dies aktuell nicht mehr der Fall zu sein. Man könnte es als eine Möglichkeit für Digital Detox sehen. Ein bisschen weniger Zeit mit Facebook und Twitter verbringen ist im Prinzip eine gute Sache!
Wer auf gesperrte Seiten nicht verzichten kann oder will, der konnte bisher mit einem „VPN-Client“ die Zensur umgehen. Dieser verdeckt deine IP-Adresse und somit deinen Standort und suggeriert, dass du dich an einem anderen Ort aufhälst, wo du die Seiten uneingeschränkt nutzen kannst. China hat ab August 2017 die Nutzung der meisten gängigen VPN-Services unterbunden. Wer also nach China reist, sollte sich vorab informieren, ob er einen VPN-Client nutzen möchte und welche aktuell in China funktionieren, zum Beispiel hier.

Ein Besuch auf dem Markt? Nie ohne feilschen!

Feilschen – Nie den ersten Preis zahlen

Wer schon in Asien war, der weiß: Der erste Preis ist nie der letzte. Für uns Deutsche mit einer klaren Preisregelung ist das Feilschen oft ungewohnt. Wir fühlen uns unverschämt oder bekommen ein schlechtes Gewissen, wenn wir einen Preis verhandeln wollen. In vielen anderen Kulturen ist das Feilschen aber an der Tagesordnung. Wer den ersten Preis bezahlt, wird nicht nur als naiv belächelt, er verdirbt den ganzen Spaß am Feilschen. Denn Handeln, das gehört zu einem guten Geschäft einfach dazu. Wenn du nicht gerade in einem Kaufhaus bist, dann gilt die Regel: Kein Preis ist fest. Mit dem ersten Interesse beginnt das Spiel. Man fragt nach dem Preis, der Händler nennt eine viel zu hohe Summe. Du als potentieller Käufer nennst mutig einen Preis, der unrealistisch tief ist, weit unter der Hälfte. Der Händler wird nun lachen oder entrüstet die Hände in die Luft heben. Doch kein Grund zur Scham! Das Spiel geht ein paar Mal hin und her, bis an sich schließlich irgendwo einigt. Ein guter Handel ist für beide zufriedenstellend und keine Sorge: Kein Verkäufer geht so tief, dass er nichts verdienen würde.

Achtung Abzocke!

Wir wollen keine Schwarzmaler sein, denn China ist ein wunderbares Land zum Reisen und seine Bewohner sind freundlich und hilfsbereit. Trotzdem gibt es, wie überall, auch schwarze Schafe. Damit du auf mögliche Abzockmaschen vorbereitet bist, gibt es hier einige Szenarien.

Wechselgeld:

Um noch beim Thema Geld zu bleiben: Aufpassen beim Wechselgeld! Fremde Währungen sind ungewohnt und genau das nutzen einige aus. Wer kann schon bei einer fremden Währung Falschgeld oder fremde Scheine erkennen? Beim Bezahlen geben manche Verkäufer den ahnungslosen Touristen entweder zu wenig Rückgeld, Falschgeld oder Fremdwährung aus z.B Taiwan. Besonders oft werden 50- und 100-Yuan-Scheine gefälscht. Vor allem rund um beliebte Touristenattraktionen gilt Vorsicht beim Bezahlen. Es lohnt sich also, die Scheine immer genau anzuschauen.

Taxi oder U-Bahn? Zur Rush Hour muss man mit Gesellschaft rechnen

Einladung zum Tee:

Eine leider echt häufige Abzockmasche zielt auf die Höflichkeit und Offenheit der Reisenden. Sie geht folgendermaßen: Auf der Straße trifft man einige Studenten, die interessiert fragen, woher man kommt. Sie erzählen, dass sie Sprachstudenten seien und gerne jede Möglichkeit zum Englischsprechen nutzen wollen. Darauf folgt eine Einladung zum Tee oder in eine Bar, um ein wenig zu plaudern. Nichtsahnend und höflich stimmt man zu. Am Ende der Teezeremonie oder des Barabends bleibt man auf einer utopischen Rechnung von mehreren hundert Euro sitzen. Wer also auf der Straße angesprochen und eingeladen wird, sollte hellhörig werden.

Stoßzeiten: Gedränge zur Rushhour

Wir haben schon gelernt, wie man am besten mit dem Taxi von A nach B kommt, doch zu einem authentischen Chinabesuch gehört auch das Fahren mit der U-Bahn, was zum echten Abenteuer für Europäer werden kann. Es ist nicht nur die Sprache mit fremden Schriftzeichen , es ist vor allem die Masse an Menschen, die zur Herausforderung wird. Chinas Bevölkerung ist riesig und das merkt man an keinem Ort deutlicher als im U-Bahn-Wagon. Insbesondere in der Rushhour oder an Feiertagen zeigen die Chinesen, dass sie keine Angst vor Nähe haben. Was wir als übervoll empfinden, ist in China kein Grund zur Beunruhigung. Bei wem allein die Vorstellung Unbehagen auslöst, der sollte Feiertage und Stoßzeiten meiden. Auch das Umsteigen ins Taxi ist keine wirkliche Alternative, da diese an solchen Tagen unweigerlich im Stau enden. Wer auf Nummer Sicher gehen will, der vermeidet das Reisen zum Frühlingsfest Ende Januar, am Tag der Arbeit Anfang Mai und am Nationalfeiertag, der Anfang Oktober gefeiert wird. Rushhour ist etwa morgens zwischen 7 und 9 Uhr und abends zwischen 17 und 19 Uhr.

Sicherheitskontrollen überall:

Bevor man überhaupt in den Genuss einer Fahrt mit der U-Bahn kommt, gilt es die Sicherheitsvorkehrungen hinter sich zu bringen. An Bahnhöfen, U-Bahn-Stationen aber auch Sehenswürdigkeiten und Museen wird immer das Gepäck durchleuchtet. Das kann einige Zeit dauern und die Beamten sind nicht gerade für ihr sonniges Gemüt bekannt.

Die Devise lautet: Brav über sich ergehen lassen und Ruhe bewahren, keine Diskussionen oder Ungeduld. Bringt eh nichts.

In China ist gibt es ein bisschen Promi-Feeling inklusive

Keine Diskussion!

Keine Diskussionen – das ist das Stichwort für einen ganz allgemeinen Tipp. Wer mit Einheimischen redet, sollte sich das dick hinter die Ohren schreiben. Diskussionen über Menschenrechte, Umweltprobleme oder Tierschutz sollte man vermeiden. Auch wenn sich die meisten Chinesen der Probleme sehr wohl bewusst sind, sind sie stolz auf ihr Land. Kritik stößt nicht nur auf taube Ohren, sie verletzen den Stolz und sorgen dafür, dass Einheimische ihr Gesicht verlieren. Diese Problematik bekommt man auch zu spüren, wenn man Fragen stellt und der Befragte die Antwort nicht kennt. Man gibt nicht gerne zu, dass man etwas nicht weiß und schickt im Zweifelsfall lieber jemanden in die falsche Richtung, als dies zuzugeben. Es lohnt sich also, mehrmals nachzufragen.

Die größte Sehenswürdigkeiten? Du!

Höflichkeit und Respekt ist ein großes Thema im Land der Mitte. Nur manchmal sind die Vorstellung davon etwas unterschiedlich. Man selbst ist die größte Sehenswürdigkeit und von allergrößtem Interesse. Und das zeigen die Chinesen auch gerne! Bilder machen, Anstarren und Zulächeln gelten nicht als respektlos, sondern zeugen nur von großer Neugierde. Man muss sich ein wenig daran gewöhnen, denn man fällt als Europäer einfach auf und das in jeder Situation. Nach ein paar Tagen kann man in etwa erahnen, wie sich Stars fühlen müssen. Sieh es als Kompliment, statt dich darüber zu ärgern.

Jetzt bist du gewappnet für deine erste Chinareise! Du warst schon in China? Dann verrate uns, worauf du trotz allem nicht vorbereitet warst!

 

Bildnachweis:

Titelbild: ©Depositphoto – gustavofrazao

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Selfie: ©Depositphoto –  resnick_joshua1