Die Natur und die Tiere am Srebarna-See haben seit dem 19. Jahrhundert das Interesse von Naturforschern und Reisenden geweckt. Viele von ihnen, wie Otmar Reiser, Felix Kanitz und Leo von Kalbermatten, haben wissenschaftliches Material über den See gesammelt. Heutzutage ist das Naturschutzgebiet vor allem wegen seiner seltenen Vogelwelt von Bedeutung. Das Gebiet bietet Lebensraum für ungefähr 180 Vogelarten, was fast der Hälfte aller in Bulgarien heimischen Arten entspricht. Fast hundert dieser Vogelarten nisten hier; einige von ihnen sind international bedrohte Arten, während andere im Winter vorrangig aus Nordeuropa kommen und am See ein sicheres Refugium finden.
Es gibt weltweit nur noch etwa 1000 nistende Paare von Krauskopfpelikanen. Jedes Jahr zieht es 60 bis 100 Paare von ihnen in das nördliche Bulgarien, wo sie auf einer schwimmenden Insel inmitten des Schilfgürtels im März ankommen und im Frühherbst wieder ins Nildelta zurückkehren. Leider ist die Wasserqualität in der Region durch Landwirtschaft und Siedlungen beeinträchtigt worden und hat dazu geführt, dass die Populationen anderer Tiere im Naturreservat Srebarna stark zurückgegangen sind. Dies stellt eine ernsthafte Bedrohung für die vom Aussterben bedrohten Vögel dar.
Das Hochwasser der Donau
Der See wurde früher jedes Jahr durch die Donau bei Hochwasser überflutet, was eine ausreichende Wassertiefe garantierte. Seit 1978 ist der See nur noch über einen Kanal mit diesem Frischwasserlieferanten verbunden. Überdies hat die zunehmende Verlandung des Sees durch dickere Schilfinseln zu einem weiteren Problem geführt: Füchse, Schakale und wilde Ziegen bedrohen Nester und ganze Vogelkolonien, sodass besondere Schutzmaßnahmen erforderlich sind.
Das Reservat ist zu zwei Dritteln von Schilf bedeckt, das eine starke Barriere um den See bildet und an einigen Stellen eine Höhe von 6 bis 7 Metern erreicht. Eine freie Wasserfläche blieb nur in der Mitte des Reservats erhalten, doch die Tiefe des Sees erreicht selten 3 Meter. Ausserdem kann man dort Seerosen, Sumpffarne, Sumpfvergissmeinnicht, Wasserschierling und andere Wasserpflanzen finden.
Frühjahr und Herbst
Im Frühjahr und Herbst ist der See ein wahres Schauspiel. Schwärme von Störchen kreisen über dem Wasser, verschiedene Raubvögel halten nach Beute Ausschau, darunter auch Seeadler, und in großer Zahl sind Blessgänse und Kraniche unterwegs. Verschiedene Reiherarten, darunter auch die anmutigen Silberreiher, Purpur-, Seiden- und Rallenreiher nisten versteckt im Schilf ebenso wie Höckerschwäne, deren einziger Nistort Bulgariens sich hier befindet. Einige hundert Paare von Braunsichlern ziehen hier ihre Nachkommenschaft groß – auf kaum mehr als ein Dutzend Paare kommen die Zwergscharben. Zu den bemerkenswertesten Seeanwohnern zählen darüber hinaus Rothalstaucher und Trauerseeschwalben, Bartmeisen und Blaukehlchen sowie Rothalsgänse.
Es gibt viele Säugetiere im Naturreservat, darunter die faszinierendsten Bisamratten und Fischotter. Zudem sind Wasserfrösche, Sumpfschildkröten, Würfel- und Ringelnattern, Flusskrebse und Wasserratten hier ansässig.
Zudem kommen sechs Sumpffischarten vor, die im Srebarna-See leben: Karauschen, Rotfedern, Schleie, Schlammpeitzger, Barsche und Hechte.
Am Westufer des Sees befindet sich eine Ausstellung über Srebarna und allgemein über Naturschutz. Dies ist die einzige Möglichkeit, um mehr Informationen zum bedrohten Vogelbestand und den bereits bestehenden Problemen am Ort zu erhalten.
Titelbild: Biosphärenreservat Srebarna © Depositphoto – Roberto Sorin Opreanu