Ein Hammel, eine Ente und ein Hahn waren es, die 1783 im Beisein von König Ludwig XVI. vom Schloss Versailles aus die erste Ballonfahrt unternahmen. Die tierische Premiere muss ein Erfolg gewesen sein, denn von da an ging es steil nach oben. Den Brüdern Montgolfier, den Erfindern des Heißluftballons, sei Dank.
Aufregend von der ersten Minute an
Ballonfahrten sind nicht wie eine Kreuzfahrt, ein Roadtrip oder eine Reise mit dem Fahrrad. Es geht nicht darum, von A nach B zu kommen, vielmehr geht es um das Erlebnis, in der Luft zu schweben. Um einen herum nichts als weite Landschaft. Wind in den Haaren, das Zischen des Feuers über dem Haupt.
Ballonfahren ist aufregend. Und das schon, bevor man überhaupt in die Lüfte steigt. Denn der Ausflug steht und fällt mit dem Wetter. Erst wenige Stunden vor Abflug gibt es die endgültige Entscheidung: Ist es windig, steht ein Gewitter bevor? Findet die Fahrt statt oder ist das Wetter zu schlecht?
Gibt es ein „Go“ nimmt das Abenteuer seinen Lauf. Das Verfolgerfahrzeug kommt mit Anhänger, der Ballon wird ausgeladen, der Korb aufgestellt. Anspannung und Vorfreude liegen in der Luft, wenn der Ballon mit mehren Leuten ausgebreitet wird.
Beim Befüllen des Ballons mit kalter Luft werden die ersten Anekdoten erzählt, neugierige Fragen gestellt und Schwärmereien ausgetauscht. Was waren die schönsten Fahrten, wie viele Unfälle gibt es pro Jahr, was war das gefährlichste Manöver?
Menschen neigen dazu, in aufregenden Situationen seltsame Fragen zu stellen.
Ist der Ballon mit genügend Kaltluft befüllt, wird der Propangasbrenner angestellt: Es wird laut und heiß und spätestens jetzt wird auch den mutigsten Mitfahrern flau im Magen. Langsam richtet sich der Ballon auf, gerade so weit, dass er noch am Boden bleibt. Es gibt letzte Instruktionen, dann geht es los.
Der Ballon steigt in die Lüfte. Durch das ständige Befeuern gewinnt der Ballon schnell an Höhe, rund zwei Kilometer wird es nach oben gehen. So groß die Aufregung am Anfang ist, so schnell ist sie auch wieder verflogen. Das sanfte Schweben über Felder, Wiesen und Dörfer ist so beruhigend, dass sich der Puls ganz von alleine beruhigt.
Ohne First-Class, ohne Boardbistro
Fahrten mit dem Heißluftballon sind, so paradox es klingen mag, bodenständig. Kein Schnickschnack, keine First-Class, kein Bordbistro. Stattdessen Feuer, Luft und Aussicht. Wer einmal im Korb sitzt, der muss nichts, außer entspannen und schauen. In den Lüften ist man mitten im Moment.
Wer sich mit Themen wie Entschleunigung, Gelassenheit und Achtsamkeit beschäftigt, der findet im Ballon seinen Lehrmeister. Wann, wohin und in welchem Tempo geflogen wird, entscheidet nicht der Mensch, sondern der Wind.
Um Staus, Abfahrtszeiten, U-Bahnlinien und Straßennamen muss sich hier oben niemand sorgen. All die Hektik, die sich manchmal auf Reisen einschleicht, ist vom einen auf den anderen Moment vergessen.
Wer im Korb steht und in die Ferne schaut, der hat Zeit für all das, was sonst auf der Strecke bleibt: Gedanken schweifen lassen, entspannen und neue Eindrücke sammeln. Vorausgesetzt, man kann sich ein paar Momente davon losreißen, ein Foto nach dem nächsten von der atemberaubenden Landschaft zu machen.
Am Ende von Ballonfahrten wartet auf die überwältigten Co-Piloten ein Gläschen Sekt, um die erfolgreiche Ballonfahrt zu feiern. Besondere Anlässe wollen schließlich gebührend begangen werden.
Besondere Perspektive auf besondere Landschaften
Für manchen ist Ballonfahren ein „Once-in-a-Lifetime“-Erlebnis, für andere fast schon eine Sucht. Wer einmal da oben war, der will es immer wieder tun.
Gut, dass sich die Anbieter von Ballonfahrten auf die Nachfrage einstellen. Es gibt fast überall die Möglichkeit, mit einem Korb über die Erde zu schweben. Je bizarrer die Landschaft, desto eindrücklicher das Erlebnis.
Nebel hat sich in der von Hügeln durchzogenen Landschaft ausgebreitet. Es ist früh am Morgen, die ersten Sonnenstrahlen strahlen durch den Nebel wie Scheinwerfer auf einer Bühne. Im Spotlight stehen die unzähligen Tempel, die sich rund um Bagan in Myanmar befinden. Am Himmel hängen Heißluftballons wie Kirschen an einem Baum.
Es ist das Bild, das Reiseführer zu Myanmar, dem ehemaligen Birma, zieren. Das Bild, das einem sofort in den Kopf kommt, wenn man an dieses erst kürzlich für den Tourismus geöffnete Land denkt.
Von oben lassen sich Landschaften aus einer ganz anderen Perspektive betrachten. Nicht ohne Grund gehören die spektakulären Landschaften rund um Bagan in Myanmar oder auch Kappadokien in der Türkei zu den beliebtesten Ballonfahrer-Strecken bei Touristen. Wer dort ist und die zerklüfteten Berge oder die Pagoden der unzähligen Tempel nicht aus den Lüften gesehen hat, hat etwas verpasst. Ballonfahrten gehören hier zu den wichtigsten To-Dos und der Anblick der Landschaften ist zweifelsohne wunderschön.
Doch wie immer haben die „Top-10“ ihre Spuren hinterlassen. Denn wer sich die Ballonfahrt in den beliebten Destination mystisch und still vorstellt, der täuscht sich.
In beliebten Ballonfahrt-Destinationen ist man lange nicht mehr alleine in den Weiten des Himmels unterwegs. Wer Bilder von Ballonfahrten Kappadokien oder Bagan im Internet sucht, kann sich in etwa eine Vorstellung davon manchen, wie viele Ballons hier durchschnittlich am Tag in die Lüfte steigen. Einsamkeit ist anders.
Man muss nicht in die Ferne: Ballonfahrten vor der Haustür
Das Schöne am Ballonfahren ist umgekehrt aber auch, dass man gar nicht weit fahren muss. Bei vielen Anbietern ist das Abheben von Zuhause im Preis inklusive. Pro Fahrt muss man in Deutschland zwischen 150 und 300 Euro pro Person einplanen.
Wenn sich eine Wiese in der Nähe befindet, über die keine Hochspannungsleitung führt, kann direkt von hier aus gestartet werden. Wer über die Heimat fliegt und sein Haus von oben sieht, hat nicht nur sprichwörtlich eine neue Sicht auf das eigene Zuhause.
Fahrten über Rhein und Mosel, an der Küste oder über den Bayerischen Wald? Deutschlands Natur ist immer eine Ballonreise wert und das Angebot reicht auch für ein paar mehr Fahrten, falls die Sehnsucht nach dem Schweben groß wird.
Die Alpenüberquerung, ein echtes Ballonfahrt-Abenteuer
Das größte Abenteuer beim Ballonfahren in Deutschland ist zweifelsohne die Alpenüberquerung.
Bei einer Ballonfahrt über die Alpen treffen Extreme aufeinander: Die sanfte Fahrt, die Ruhe und die lebensfeindlichen Umstände auf 6000 Meter Höhe.
Im Ballon können auf dieser Höhe Temperaturen von bis zu minus 20°C herrschen. Hier ist nicht nur warme Kleidung Pflicht, sondern auch eine Sauerstoffflasche. Das Atmen fällt in dieser Höhe schwer. So können auch nur Personen an einer Alpenüberquerung teilnehmen, die körperlich fit sind.
Die Panoramablicke dabei sind an Superlativen kaum zu überbieten. Die Fahrt führt über die schneebedeckten Gipfel von Karwendel, Dolomiten und Zillertaler Alpen bis nach Mailand oder Venedig.
Allerdings ist die Alpenfahrt ein seltenes Ereignis. Die Wetterbedingungen sind schwierig und so ergibt sich pro Jahr meist nur drei- oder viermal die Gelegenheit, um dieses Spektakel mitzuerleben. Wenn es soweit ist, heißt es spontan sein. Wer Interesse an einer Alpenfahrt angemeldet hat, bekommt rund fünf Tage vor Abflug Bescheid.
Ballonfahrten: Trotz Höhenangst ein Erlebnis
Wer kein besonderer Freund von Höhe ist, aber trotzdem einmal in den Genuss einer Fahrt mit dem Heißluftballon kommen will, sollte dem Ganzen eine Chance geben. Darf man den Berichten von Akrophobikern glauben, ist das Schweben im Ballonkorb für Menschen mit Höhenangst nicht so schlimm, wie beispielsweise auf einem Hochhaus zu stehen.
Der Vorteil beim Ballon ist, dass er nicht mit dem Boden verbunden ist und der Korb selbst nur etwas über einen Meter hoch ist. Im Vergleich zu Gebäuden, wo das Auge und der Gleichgewichtssinn wegen der Krümmung Linien verzerren und so für Schwindel und Übelkeit sorgen, muss beim Ballonfahren keine Perspektive ausgeglichen werden. So entsteht meist auch keine Höhenangst.
Wer sich überwindet, wird belohnt. Im Korb eines Heißluftballons ist man dann nicht nur sprichwörtlich im siebten Himmel.
Wie ein Adliger: Ballonfahrertaufe mit Umtrunk
Apropos Himmel: Wie gelangt man denn nun wieder sicher auf den Boden und wie kommt man aus diesem Korb heraus?
Hat der Pilot einen geeigneten Ort gefunden, lässt er den Ballon langsam Richtung Erde hinab. Das Verfolgungsfahrzeug wurde bereits über Funk informiert und wartet an der Landestelle, meistens eine Wiese. Der Ballon setzt mit einem leichten Ruck auf und schleift dann noch einige Meter weiter, bis er von den Helfern in Schach gehalten wird. Dann ist der Moment gekommen, um den Korb zu verlassen.
Gemeinsam wird dem Ballon die Luft entlassen, alles wird verstaut. Und schließlich kommt ein besonderer Teil des Ballonfahrens: Die Ballonfahrertaufe mit Umtrunk! Da es zu Beginn der Ballonfahrt nur Adligen vorbehalten war, in der Luft zu schweben, mussten alle potentiellen Fahrer in den Adelsstand erhoben werden. Diese wird noch heute mit der Taufe einem guten Schluck gefeiert. Prosit!
Fotos: Unsplash.com