Hauptstadt, Kulturstadt, Wellywood – Wellington ist der richtige Ort, wenn man auf der Suche nach guter Unterhaltung ist. Trotz einiger Naturgewalten hat sich das verschlafenen Städtchen zur Kultur- und Lifestylemetropole gemausert.
Vom verschlafenen Nest zur Hauptstadt
Wellington City, die Hauptstadt von Neuseeland, liegt am südlichen Ende der Nordinsel. Zusammen mit Lower Hutt, Upper Hutt und Porirua bildet sie aber den zweitgrößten Ballungsraum des Landes nach Auckland. Wellington wird auch „Windy City“ genannt. Jeder, der schon einmal hier war, weiß wieso. Der Wind, der durch die Straßen fegt ist nicht ohne. Vielleicht ist das der Grund, warum sich statt Outdoor-Aktivitäten hier alles rund um Kunst und Kultur dreht. Schließlich kann man in den unzähligen Bars den Musikern bei jedem Wetter lauschen und Kino ist bei Schmuddelwetter eh am Schönsten.
Erdbeben und Großbränden erschütterten die Stadt immer wieder, doch trotz der Widrigkeiten hat sich Wellington seit seiner Gründung ganz schön entwickelt. Aus einer kleinen Siedlung wurde 1865 schließlich die Hauptstadt. Grund dafür war, dass man die wegen de Goldrausches entstehenden Sezessionsbestrebungen auf der Südinsel unterbinden wollte. So verlegte man die Hauptstadt aus dem viel größeren Auckland ins zentral gelegene Wellington. Wer auf historischen Wegen wandeln will, besucht das Old Government Building von 1876. Politisch Interessierte besichtigen das bienenkorbähnliche Parlamentsgebäude, das im neoklassizistischen Stil ab 1912 gebaut wurde und das politische Zentrum des gesamten Lande ist. Hier werden täglich kostenlose Führungen angeboten.
Für den ersten Eindruck ist es immer eine gute Idee, einen Aussichtspunkt zu suchen und die Stadt von oben zu betrachten. In Wellington ist das auf dem Mount Victoria möglich. Hoch kommt man entweder mit dem Bus oder Auto oder man wandert einfach hinauf. Der Ausblick lohnt sich. Der Maori-Name des Berges lautet übrigens Tangi-te keo. Legenden erzählen, dass der Wellingtoner Hafen einst das Zuhause zweier Seemonster war.
Eins von ihnen grub eine Passage zum Meer, den heutigen Hafen. Das andere wollte auf einer anderen Route zum offenen Meer. Leider strandete es dabei und verstarb. Der Mt. Vic, wie die Bewohner von Wellington den Berg nennen, wurde nach der Seele von Whataitai, dem verstorbenen Seemonster benannt. Und nebenbei: Hier am Mount Victoria wurden die ersten Szenen von „Herr der Ringe“ gedreht. Dieser Film begegnet einem in Neuseeland generell , in Wellington aber besonders häufig. Dazu später mehr.
Eine weiterer Ort zum Stadtgucken ist der Botanische Garten. Mit einer historischen Standseilbahn kommt man hin und genießt dort den Blick über Wellington samt Hafen. Aber auch der Garten selbst ist einen Blick Wert. Er wurde 1844 eröffnet und beheimatet die ältesten exotischen Bäume Neuseelands und den preisgekrönten Lady Norwood Rose Garden. Der Bereich des historischen Bolton Street Memorial Park führt zurück in die Pionierzeit: Es gibt Rosensträucher aus dieser Zeit und Grabsteinen der frühen Siedler zu sehen. Wer abends hier ist, sollte die Augen offen halten. Immer wieder sieht man Glühwürmchen in den Sträuchern und Bäumen.
Wellywood: Wie Hobbits die Stadt veränderten
Als Peter Jackson im Jahr 2003 im Wellingtoner Embassy Theatre die Weltpremiere von „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ feierte, kam ein Stein ins Rollen. Der Regisseur, der in ganz Neuseeland Szenen für die „Herr der Ringe“-Filme drehte, sorgte mit anderen Filmschaffenden wie Richard Taylor und Jamie Selkirk dafür, dass im südlich gelegenen Wellingtoner Stadtteil Miramar ein großes Zentrum der Filmindustrie entstand.
Mit mehren Millionen Dollar wurden Filmstudios, Sound-Studios und Orte für Vor- und Postproduktion errichtet, zum Beispiel Weta Workshop.
Filmfans können Touren buchen, ein Museum mit Requisiten besuchen oder im Embassy Theatre die Namensschilder der Schauspieler und der Charaktere von „Herr der Ringe“ an den Sitzen bewundern.
Lonely Planet kürte die Stadt gar als „coolste kleine Filmproduktions-Hauptstadt der Welt“. So schön der Hauch von Hollywood für manche sein mag, nicht allen gefällt der Hype. Als eine Flughafengesellschaft ein 8 mal 30 Meter großes „Wellywood“-Zeichen in den Bergen anbringen wollten, gab es massive Proteste. Unkreativ und geschmacklos fanden die Einwohner Wellington die Nachahmung des Kalifornischen Vorbilds. Schlussendlich beugte sich die Fluggesellschaft und ließ vom Vorhaben ab. Nicht zuletzt, weil in einer Facebook-Gruppe gar angedroht wurde, die Buchstaben in die Luft zu jagen oder abzufackeln.
Von Museen und Musik: Kulturelle Hauptstadt
Wellington hat eine ausgeprägte Kulturlandschaft. Gleich mehrere Museen sollten beim Besuch ganz oben auf der Liste stehen. Denn wie schon gesagt: Das wechselhafte Wetter lässt sich drinnen manchmal besser aushalten.
Hinter dem Namen „Te Papa“ oder genauer gesagt „Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa“ steckt das ziemlich innovative Nationalmuseum Neuseelands.
Im wörtlichen Sinne bedeutet der Name soviel wie „Behälter für Schätze“. Die Kurzform Te Papa wird mit „Unser Ort“ übersetzt. Das Museum setzt vor allem auf interaktives Erleben. Die Ausstellungen drehen sich rund um Geschichte, Kunst und die Bewohner des Landes wie die Maori. Bildung und Wissensvermittlung stehen im Fokus des sechsstöckigen Museums, das übrigens komplett erdbebensicher gebaut.
Das „Museum of Wellington City & Sea“ ist vor allem wegen seiner Ausstellung über das Fährunglück der Wahine Ferry sehenswert. Aber auch die Ausstellung „A Millennium Ago“, in der Maori-Legenden erzählt werden, lockt viele Besucher.
Wer an der Uferpromenade entlang spaziert, kann dem „Wellington Writers Walk“ folgen und Zitate neuseeländischer Schriftsteller lesen.
Kultur bedeutet in Wellington neben Museumsbesuchen vor allem eines: Musik. Einerseits ist Wellington die Heimat des staatlichen Sinfonieorchesters und des staatlichen Balletts, andererseits geht es in Wellington vor allem aber um Live-Musik. Die von Studenten geprägte Stadt hat unzählige Bars, in denen man in den Genuss von Singer-Songwritern und Bands kommt.
Ein gern gebrachter Vergleich besagt, dass es in Wellington mehr Bars und Restaurants pro Kopf gibt als in New York City. Vor allem im Stadtteil Te Aro gibt es unzählige Bars, Clubs, Cafés und Restaurants für einen gelungenen Abend. Auch die beliebten Craft-Beer-Bars haben sich von hier aus über die Stadt verteilt. Wer in Wellington ist, kann vor allem rund um die Cuba Street, Courtenay Place und Dixon Street der Musik lauschen, gut essen, trinken und die Nacht zum Tag machen. Bevor die Reise quer durch das Land weitergeht und wieder mit Outdoor-Aktivitäten lockt.
Das Neuseeland Buch: Highlights eines faszinierenden Landes
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