„Wo kann man in Europa eigentlich so richtig schön draußen klettern gehen?“ Stellt man diese Frage einem Kletterer, werden garantiert die berühmtem Spots wie Arco in Italien oder El Chorro in Südspanien und Siurana in Katalonien genannt.
In den letzten Jahren holt jedoch Griechenland kräftig auf und läuft anderen Gebieten heimlich den Rang ab. Die hervorragende Felsqualität, sehr gut abgesicherte und liebevoll beschriftete Routen lassen Kletterherzen höher schlagen. Dazu kommt eine umwerfend schöne Landschaft und eine Gastfreundschaft, die mich tief beeindruckt. Oder anders gesagt: Griechenland, das Juwel für Sportkletterer.
Ein Trip nach Griechenland – Siga, Siga
Immer mit der Ruhe. „Siga, Siga“, das ist das Lieblingsmotto der Griechen. Weder beim Einkaufen noch beim Autofahren und schon gar nicht am Fels lassen sie sich aus der Ruhe bringen. In Griechenland ticken die Uhren noch ganz gemächlich.
Ebenfalls kennzeichnend für die Griechen ist der lockere Umgang mit Regeln und Gesetzen. Motorradfahrer, die ihren Helm unter den Arm geklemmt transportieren, gehören zum normalen Straßenbild. Auch das Telefonieren beim Autofahren ist keine Seltenheit. Und obwohl das Rauchen in Restaurants offiziell verboten ist, werden gerne Ausnahmen gemacht.
So selten wir auf gehetzte Menschen treffen, so oft treffen wir auf großzügige. Frisch gepflückte Orangen, Oregano, Olivenöl, Eier – was bekommen wir nicht alles geschenkt! Die Griechen lieben es, etwas zu geben. Dass sie dies nicht aus einem Pflichtgefühl heraus machen, sondern aus dem Herzen, ist deutlich zu spüren.
Zu spüren ist auch das Interesse, das sie uns Kletterern entgegenbringen. Besonders in Leonidio, einem aufsteigenden Stern am Kletterhimmel, freuen sich die Bewohner über die Outdoorler aus aller Welt. Endlich ist in ihrem Ort auch im Winter etwas los. Dass die Kletterer in ihrer legeren und manchmal dreckigen Kleidung durchaus ein eigenes Volk für sich sind, stört hier niemanden. Und so geht es vielen genauso wie uns, dass sie sich gar nicht losreißen können. Typisch griechisch und besonders freundlich, das ist Leonidio.
Klettern auf dem Peloponnes
An der Ostküste des Peloponnes liegt Leonidio eingebettet zwischen imposanten Felsen direkt am Meer. Klettern und Schwimmen lassen sich hier perfekt miteinander kombinieren.
Der kleine Ort mit knapp 3000 Einwohnern liegt abgeschieden von der nächsten größeren Stadt. Deshalb gibt es hier auch alles zu kaufen, was für das tägliche Leben notwendig ist. Auch an Unterkünften mangelt es nicht. Ob auf dem herzlich geführten Campingplatz, in einer komfortablen Ferienwohnungen oder im gehobenen Hotel, hier kommt jeder gut unter.
Tagsüber stellt sich dem Kletterer dann die Frage: Welcher der 50 Sektoren soll es denn sein? Von leichten bis hin zu richtig schweren Routen gibt es in Leonidio wirklich alles. Nicht nur wegen ihrer beeindruckenden Optik, sondern auch wegen der herausfordernden Kletterei sind die Sektoren Mars, Twin Caves und Les Maison de Chevres besonders beliebt.
Mit über 900 Routen bietet Leonidio ausreichend Potenzial für einen längeren Aufenthalt. Als Treffpunkt hat sich das Café Panjika etabliert. Die freundliche Einrichtung und der Holzofen sorgen im Winter für eine gemütliche Wohnzimmeratmosphäre. Dazu gibt es leckeres Essen und im winzigen Mini-Markt werden Fair Trade Produkte verkauft. Gelegentliche Jam-Sessions und Partys runden das Angebot im Panjika ab.
Da die meisten Sektoren Südausrichtung haben, eignet sich dieses Gebiet ideal als Winterziel. Im Sommer hingegen ist es so heiß, dass an Klettern nicht zu denken ist. Von Ende September bis Ende April sind die besten Monate, um hier einen Kletterurlaub zu verbringen.
Perfekt für den mehrwöchigen Klettertrip im Camper
Der Peloponnes eignet sich auch sonst hervorragend für einen mehrwöchigen Klettertrip im Camper. Im Umkreis von ca. 200 km liegen zahlreiche Klettergebiete mit ganz unterschiedlichen Charakteren. Die Wände von Lagada befinden sich im majestätischen Taygetos Gebirge auf rund 800 Meter. Da es hier nicht so heiß wird, kann in Lagada am besten zwischen Mai und Oktober geklettert werden. Vier Sektoren mit knapp 100 Routen bieten eine gute Auswahl. Die legendäre Stadt Sparta mit ihren antiken Überresten ist übrigens nur einen Katzensprung von 20 km entfernt. Wer also neben dem Klettern noch Lust auf Geschichte und Kultur hat, ist hier gut aufgehoben.