In der Kolumne „Meine ReiseZutaten“ philosophieren wir über Gott und die Reisewelt. Also genauer gesagt hauptsächlich über die Reisewelt und alles, was dazu gehört. Welche guten Zutaten braucht eine Reise? Was versalzt uns gerne mal die Reise-Suppe? Was lässt uns vor Hochgenuss jubilieren? Und wann denken wir: „Wer bitteschön hat denn DAS bestellt?“ Immer gewürzt mit einer Prise schwarzen Humors und politischer Unkorrektheit. In Folge 8 dreht sich heute heute alles um Action.
Meine ReiseZutaten (8): Action
30 Minuten Bauch. 5 Minuten Seite. 30 Minuten Rücken. 5 Minuten andere Seite. Und dann wieder Bauch. Ach wie herrlich knusprig sieht so ein gut gegrilltes Menschlein am Ende eines Strandtages an der Adria aus.
Hühnchen würden aus dem Hendl-Wagen davon laufen, wenn sie es noch könnten. Der sonnenhungrige Urlauber dagegen lässt sich freiwillig braten. Tag für Tag. Gerne auch in der Mittagshitze.
Wenn die Einheimischen schon lange zur Siesta in die kühlen und schattenspendenden heimischen Gemäuer verschwunden sind, wendet sich der Tourist wohlig grunzend das nächste Mal.
Warum? Weil die knallroten Flecken am ganzen Körper so ein hübsches und günstiges Souvenir sind?
Weil das in den Köpfen der meisten Menschen der Inbegriff von Urlaub, Entspannung und Erholung ist?
Meine These: 2 Wochen Urlaub der gerade beschriebenen Art sind purer Stress. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, um in einem unentspannteren Zustand zur Arbeit zurückzukehren, als er vor der Abfahrt war.
Unser Körper und unser Geist sind für 2 Wochen komplette Sendepause nicht geschaffen. Oder wie fühlt es sich an, wenn ein ICE mit 330 km/h eine Notbremsung einleiten muss?
Vollgas im Beruf, Vollgas im Familienleben, Vollgas bei den Hobbys oder im Verein. Und dann völliger Stillstand, nur weil Urlaub ist? Wer hat sich denn so einen Quatsch ausgedacht?
Ruhe ist super. Sonne ist traumhaft. Am Strand liegen ist perfekt. Nichtstun ist wunderbar. Aber 8 Stunden am Tag? Frei nach dem Motto: Wenn ich sonst die 8 Stunden im Büro überstehe, dann schaffe ich die 8 Stunden in der Sonne auch locker?
Dabei gibt es ein einfaches Mittel gegen das lähmende Gift der ununterbrochenen Langeweile: Action!
Endlich ist Zeit für all die coolen Dinge, für die wir im Alltag kaum Zeit zu haben glauben: Surfen, Bergsteigen, Klettern, Radfahren, Golfspielen, Segeln, Stand-Up-Paddeln, Canyoning, Joggen, Gleitschirmfliegen, Wasserskifahren, Kanutouren.
Für die ruhigeren Zeitgenossen gerne auch: Angeln, Strandspaziergänge, Minigolf und Boule.
Jeder soll ja in der Abenteuer-Liga spielen, in der er sich wohl fühlt.
Als Belohnung winkt echte Entspannung.
Ich habe noch nie ein Gefühl größerer Zufriedenheit erlebt als in den 5 Tagen meines ersten Surfkurses in Portugal. Blaue Flecken, Muskelkater an Stellen, dir mir zuvor noch gar nicht als Muskeln bekannt waren, völlig ausgepowert nach 100 Hundert Mal rauspaddeln und wieder vom Brett gespült werden. Müde und glücklich.
Ich behaupte einfach mal: Action-Urlauber schlafen besser, sind fitter, sehen besser aus und müssen sich nicht jeden Abend betrinken.
Wer sich nämlich bewegt und seinem Körper ein bisschen was zugemutet hat, braucht abends keine Sangria-Eimer und Cocktails für die gute Stimmung. Der Körper schüttet beim Sport genug Glückshormone aus.
Auch die Gespräche beim leckeren Abendessen werden durch ein wenig Abwechslung am Tag noch spannender.
Der Grill-Urlauber: „Na Schatz, war es bei dir auf dem Rücken auch heißer als auf dem Bauch?“
Der Action-Urlauber: „Hast du gesehen, wie es mich überschlagen hat, als ich beim Wasserskifahren die Kurve nicht mehr bekommen habe?“
Der Grill-Urlauber: „Sollen wir noch eine dritte Flasche Wein bestellen?“
Der Action-Urlauber: „Sollen wir morgen früh um 3 Uhr aufstehen, um den Sonnenaufgang in den Bergen anzuschauen?“
Wer immer noch nicht an die Notwendigkeit von ordentlich Bewegung im Urlaub glaubt, soll bitte an seine armen Freunde denken. Jahrein, jahraus bekommen sie folgende Urlaubsbilder zu sehen: ein Pool, ein Strand, eine Liege, eine Frau im Meer, Cocktails an der Bar.
Sonst nichts! Menschliche Brathendl in allen erdenklichen Posen. Mahlzeit.
Ich lass mir lieber ein paar Liter Salzwasser munden. Kommt nach einem Surftag manchmal auch überraschend aus der Nase gelaufen. Nicht so lecker, dafür sehr gesund.
Gleichzeitig ist die kostenlose Nasenspülung eine Art Gütesiegel, das mir zeigt: Ich habe etwas erlebt und mir Gutes getan.
Und meinen Freunden bei der Fotoshow nach der Rückkehr auch.
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