Der Vatikan. Zentrum der römisch-katholischen Kirche, umgeben von architektonischen Meisterwerken, die jährlich Millionen von Menschen nach Rom locken. Gläubig oder nicht, kaum jemand, den es nicht in Faszination versetzt, über die Via della Conciliazione auf die prachtvolle Basilika Sankt Peter, den Petersdom, zuzugehen. Nichts könnte diesen Glanz je trüben. Nicht einmal die Skandale, die immer wieder den Vatikan überschatten.
Es ist der kleinste unabhängige Staat der Welt. Mit einer Fläche von lediglich 44 Hektar und rund 1000 Einwohnern verfügt der Staat Vatikanstadt dennoch über eine eigene Währung, ein eigenes Autokennzeichen und eine Post mit eigenen Briefmarken. Ansonsten gelten im Vatikan teils andere Gesetze als in Italien. Eine Mehrwertsteuer existiert beispielsweise nicht. Übrigens ist im Verhältnis zur Einwohnerzahl der Staat Vatikanstadt das kriminellste Land der Welt. Dabei handelt es sich allerdings vorwiegend um Delikte wie Handtaschendiebstähle.
Über all dem thront, in einer absoluten Monarchie herrschend, der Papst. Dabei residiert der Heilige Vater ganz bescheiden in einer 400 Quadratmeterwohnung im Apostolischen Palast. Ein Gehalt erhält der Papst nicht. Jedoch bekommt er all jenes bezahlt, was er zum Leben braucht. Für die Sicherheit des Oberhaupts der katholischen Kirche ist nicht nur die 110 Mann starke Schweizer Garde zuständig. Auch 130 Männer der vatikanischen Gendarmerie stehen im Dienste des Papstes.
Im Jahr 2014 kursierten Schlagzeilen, Schweizer Gardisten müssten als Lustobjekte für hohe Geistliche herhalten. Zwei Ex-Gardisten berichteten damals, über unmoralische Angebote und sexuelle Belästigung. Immer wieder überschatten Skandale den Vatikan, die die katholische Kirche jedoch nur kurzzeitig zu erschüttern scheinen.
Urbi et orbi
Regelmäßig pilgern tausende Gläubige aus aller Welt nach Rom, um vom Petersplatz zuzusehen, wie das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche zu Ostern und Weihnachten das „Urbi er Orbi“ verkündet oder sonntags am Fenster des Apostolischen Palastes stehend den Angelus betet.
Alle Termine der Audienzen kann man im Kalender der Präfektur des päpstlichen Hauses nachlesen. Um den Papst live während des sonntäglichen Angelusgebetes zu erleben, bedarf es keiner Anmeldung oder Eintrittskarte. Bei allen anderen Audienzen müssen im Vorfeld Plätze reserviert werden. Wer an einer Papstmesse teilnehmen möchte, muss zudem einige Anordnungen beachten. Neben Kleidervorschriften – wie in der Kirche müssen Schultern und Knie bedeckt sein – ist es untersagt Gegenstände, wie Glasflachen oder Messer mitzunehme.
Gotteshaus und Touristenattraktion im Vatikan: Der Petersdom
Er ist das Herz des Vatikans und ein Meisterwerk der Baukunst. Der Petersdom, eines der größten Sakralbauten der Welt und das Wahrzeichen des Vatikans. Mit einer Grundfläche von mehr als 15.000 Quadratmetern bietet die Kirche im Inneren 20.000 Gläubigen Platz. Dennoch ist die Basilika, anders als oftmals behauptet, nicht die größte Kirche der Welt. Größer als die Basilika im Vatikan ist die Basilika Notre-Dame-de-la-Paix in Yamoussoukro an der Elfenbeinküste.
Für den Bau der Kuppel des Petersdoms, beauftragte der damalige Papst Paolo III Farnese keinen geringeren, als den brillanten Michelangelo Buonarroti. Die Fertigstellung der Kuppel erlebte der italienische Künstler nicht mehr. Er starb 20 Jahre bevor Giacomo della Porta den Bau vollendete. Mit läutenden Kirchenglocken und Kanonendonner wurde die Kuppel im Jahr 1593 eingeweiht.
Heute ist ein Aufstieg in die Kuppel des Petersdoms eine der zahlreichen Attraktionen während eines Städtetrips in die ewige Stadt. Von der Aussichtsplattform genießt man einen einmaligen Blick über die Dächer Roms und den Petersplatz.
Im Dom selbst kann man eines der bedeutendsten Werke Michelangelos bewundern: Die Pietà. Als der Florentiner Bildhauer die Marmorskulptur während einer seiner Romaufenthalte Ende des 15. Jahrhunderts vollendete, beging er, für die damalige Zeit, einen absoluten Fauxpas. Denn die Skulptur zeigt Jesus auf dem Schoß einer jungen Frau und noch dazu nackt.
Zunächst frei zugänglich, kann man das Wer seit 1972 kann nur noch hinter Panzerglas bewundern, als ein geistig verwirrter australischer Geologe mit einem Hammer auf die Statue einschlug und große Teile zerstörte. Einer Gruppe Experten gelang es glücklicherweise das Werk originalgetreu wiederherzustellen.
Kunst in den heiligsten aller Hallen: Die Vatikanischen Museen
Zu einem Besuch des Vatikans gehört natürlich auch die Besichtigung der Vatikanischen Museen. Besonders eignet sich hierfür ein Regentag, an dem man sich viel Zeit nehmen kann diese größte und bedeutendste Kunstsammlung der Welt zu entdecken. Neben Werken des alten Ägypten und der klassischen Antike, macht die Sammlung einen Bogen, von der Kunst der Renaissance bis hin zum 19. Jahrhundert. Eine weitläufige Sektion ist zudem der zeitgenössischen Kunst gewidmet. Oft von Touristen vernachlässigt aber auf jeden Fall einen Besuch wert ist die Pinacoteca. Hier sind Gemälde von großen Meistern, wie Caravaggio, Raffael und Tizian zu finden.
Es empfiehlt sich die Eintrittskarten im Voraus zu buchen, um lange Wartezeiten zu umgehen. In der Hochsaison betragen diese nicht selten drei Stunden. Zum magischen und unvergesslichen Erlebnis wird ein Besuch der Vatikanischen Museen in den Abendstunden.
Hauptattraktion der Vatikanischen Museen ist die Sixtinische Kapelle, deren Decke abermals Michelangelo im päpstlichen Auftrag gestaltete. Zunächst gab sich Michelangelo bescheiden und wollte den Auftrag sogar ablehnen, er sei Bildhauer und sehe sich der Aufgabe als Maler nicht gewachsen. Doch Papst Julius II. vertraute ihn die Arbeit des Universalgenies. „Mach was du willst!“ soll er zu Michelangelo gesagt haben, der daraufhin ein Glanzstück der Malerei schuf.
Titelbild: Petersplatz und Peterbasilika am Morgen © Depositphoto – Andrei Omelyanchuk