Sächsische Schweiz

Wanderparadies Sächsische Schweiz

Grüne Wiesen, zerklüftete Felsen und zwei Schritte bis zur Steilklippe, von wo aus es senkrecht in die Tiefe geht. Geländer? Fehlanzeige. In der Sächsischen Schweiz warten Naturerlebnisse der Extraklasse, Nervenkitzel inklusive.

Wer in Deutschland wandern, klettern oder Berge besteigen will, der denkt zuallererst an die Alpen. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Berglandschaften abseits der Alpen, die sich für einen aktiven Ausflug in die Natur anbieten.

Sächsische Schweiz: Bizarre Felsen, Romantiker und reiche Geschichte

Ganz oben in Sachen Schönheit und Erlebnis steht die Sächsische Schweiz. Sie lockt zwar nicht mit Höhenrekorden, dafür aber mit landschaftlichen Reizen.

Besteigung des Pfaffensteins
Steil und eng: Die Besteigung des Pfaffensteins hat es in sich.

Das Elbsandsteingebirge ist sozusagen ein Gebirge ohne Berge. Denn die höchste Erhebung der Sächsischen Schweiz ragt gerade einmal 560 Meter in die Höhe. Nichtsdestotrotz ist die Sächsische Schweiz eine der schönsten Berglandschaften Deutschlands.

Rund 40 Kilometer von Dresden entfernt wartet Elbsandsteingebirge mit bizarren Felsformationen, idyllischen Wanderwegen und erlebnisreichen Klettermöglichkeiten auf die Besucher. Was Goethe und Wagner schon zu ihrer Zeit erfreute, begeistert auch heute jährlich zweieinhalb Millionen Naturfreunde.

Pfaffenstein – Durch das Nadelöhr in die Höhe

Wohin lohnt sich der Ausflug in der Sächsischen Schweiz am meisten? Bastei, Festung Königstein, Pirna – oder gleich das ganze Programm?

Ein guter Anfang ist die Wanderung zum Pfaffenstein, die in Königstein beginnt. Das Gebiet rund um den Pfaffenstein lockt mit grandiosen Ausblicken, aufregenden Aufstiegen und einer tragischen Legende.

Wer den Pfaffenstein besteigt, bekommt einiges geboten. Ein ideales Ziel für Tagesausflügler und Familien. Schon seit dem 19. Jahrhundert zählt er zum liebsten Ausflugsziel der Gegend, dementsprechend gut frequentiert sind die Wege und Aussichtspunkte.

Vor seiner Zeit als Freizeitparadies war der Pfaffenstein häufig Zufluchtsort. So zum Beispiel im 30-jährigen Krieg, als die Bevölkerung hier vor den Soldaten Schutz suchte.

Das Gebiet um den Pfaffenstein lockt mit grandiosen Ausblicken.
Das Gebiet um den Pfaffenstein lockt mit grandiosen Ausblicken.

Aber auch für krumme Geschäfte war der Pfaffenstein bekannt. In der 1852 errichteten Sommerwirtschaft hatte der Wirt einem Geldfälscher Unterschlupf gewährt und zu weiteren Fälschungen ermuntert. Beide wurden verurteilt und die Wirtschaft wieder geschlossen.

Heutzutage tummeln sich in der Wirtschaft die Touristen und erholen sich bei Bier oder Kaffee und Kuchen vom Aufstieg.

Wer vom Königsteiner Bahnhof losgeht, merkt schnell, was einen erwartet. Hier geht es hoch hinaus: Das kleine Gässchen “Pfaffenberg” ist sehr steil. Hier kann man schon aus der Puste kommen, dabei hat der richtige Aufstieg noch gar nicht begonnen.

Durch das sogenannte „Nadelöhr“ erreicht man das auf der Höhe gelegene Plateau.

Das Nadelöhr ist mal Treppe, mal eher Leiter, steil und dazu ziemlich eng. Ein anstrengendes Unterfangen, doch der Ausblick entschädigt für die Mühen.

Ist der Gipfel erklommen, lohnt es sich, den Blick schweifen zu lassen und die romantische Schönheit der Landschaft zu betrachten.

Barbarine, die Bewegungslose

Im Südosten des Plateaus steht die Barbarine. Die rund 40 Meter hohe Felsnadel ist ein Naturdenkmal und eines der Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz.

Sächsische Schweiz Barbarine
Die Barbarine: Laut einer Legende zu Stein erstarrt und inzwischen für Kletterer gesperrt.

Und hier kommt die tragische Legende: Die Geschichte zum Felsen besagt, dass ein Mädchen namens Barbarine lieber ihre Tage in der Natur verbrachte, statt in die Kirche zu gehen.

Aus Ärger über ihre ungehorsame Tochter verwandelte die Mutter sie kurzerhand in Stein. So muss sie nun zu Stein erstarrt ihr Dasein am Pfaffenstein fristen und steht noch heute bewegungslos dort.

Die Kletterer hängen in Scharen an den Wänden

Die Barbarine ist mittlerweile für Kletterer gesperrt. Doch rund um dass Plateau gibt es viele Gelegenheiten für Kletterfreunde, um die Sandsteinfelsen zu erklimmen. Egal, ob groß oder klein: In Scharen hängen sie an Seilen gesichert im Felsen, der Ehrgeiz in die Gesichter geschrieben.

Sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene können sich am Pfaffenstein in die Wand wagen und sich den Weg nach oben erarbeiten. All die bizarren Formen und steilen Hänge sorgen für genügend Auswahl.

Die beliebten Felsen entstanden, als hier noch lange nicht an Klettern oder Wandern zu denken war.

Kletterer am Pfaffenstein
Überall tummeln sich die mutigen Kletterer am Pfaffenstein.

Denn im heutigen Elbsandsteingebirge befand sich vor Jahrmillionen ein riesiges Meer. Als sich vor 80 Millionen Jahren das Urmeer zurückzog, entstand aus Ablagerungen Sandstein.

Durch Spannungen in der Erdkruste, Abtragungen durch die Urelbe und Schmelzwasser der Eiszeitgletscher formte sich über die Zeit die heutige zerklüftete Landschaft.

All die Risse, Täler und Erhebungen bilden eine einzigartige Natur, die es zu schützen gilt. Aus diesem Grund wurde 1990, als letzter Staatsakt der DDR, ein großer Teil des Elbsandsteingebirges zum Nationalpark erklärt.

Vom Gefängnis zum Museum: Die Festung Königstein

Vom Pfaffenstein aus fällt der Blick auf ein weiteres Ausflugsziel, die imposante Festung Königstein. Trotzig erhebt sich die riesige Wehranlage auf einem Tafelberg inmitten der malerischen Landschaft. Sie erinnert an Zeiten voller Unruhen und politischer Instabilität.

Königstein ist eine der größten Bergfestungen Europas und eine der prächtigsten dazu. 1241 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Da gehörte die mittelalterliche Burg noch zum Königreich Böhmen. Im 15. Jahrhundert ging das Bauwerk in den Besitz der Wettiner, einem sächsischen Herrschergeschlechts.

Die imposante Festung Königsstein erhebt sich inmitten malerischer Landschaft der Sächsischen Schweiz
Die imposante Festung Königsstein erhebt sich inmitten malerischer Landschaft.

Durch den Kurfürsten Christian I. wurde die Festung ab 1589 stets ausgebaut. Seit dieser Zeit, Ende des 16. Jahrhunderts, war die Festung sächsisches Staatsgefängnis und diente auch im Deutsch-Französischen Krieg (1870-71) als Kriegsgefangenenlager.

Doch die finsteren Zeiten sind vorbei. Statt auf etwaige Feinde schaut man nun hinab auf die friedliche Landschaft und das Elbsandsteingebirge. Seit 1955 ist die Festung als Museum für die Öffentlichkeit zugängig.

In vielen der mehr als 30 verschiedenen Gebäuden kann man in die Vergangenheit eintauchen und neben der Geschichte auch einige Kuriositäten erfahren. So wurden hier ab 1563 der mit 152,5 Meter tiefste Brunnen Sachsen gegraben und 1725 auf Wunsch Augusts des Starken das größte Königsteiner Weinfass mit einem Fassungsvermögen von 238.000 Liter angefertigt.

Infos zur Wanderung auf den Pfaffenstein:

Ausgangspunkt für den Aufstieg zum Pfaffenstein ist in den meisten Fällen der Parkplatz am Pfaffensteinweg in Pfaffendorf, einem Ortsteil der Stadt Königstein. Wer mit dem Zug anreist, fährt mit der S1 von Dresden nach Königstein. Von dort führen ausgeschilderte Wege zum Pfaffenstein und zur Festung.

Bastei: Die Touristenattraktion der Sächsischen Schweiz

Pfaffenstein und die Festung Königstein sind beliebt bei Einheimischen und Touristen, doch der wahre Besuchermagnet ist die Bastei. Selbst wer noch nichts von der Bastei gehört hat, hat sie sicherlich schon auf Fotos entdeckt.

Keine Werbung, kein Bericht kommt ohne ein Bild des Wahrzeichens der Sächsischen Schweiz aus, der Basteibrücke. Das imposante Bauwerk befindet sich fast 50 Meter über einer Schlucht. Es verbindet mit sieben Steinbögen und 76,50 Meter Länge die Felsformation „Bastei“ mit der Felsenburg Neurathen.

Die Bastei
Die berühmte Bastei ist Wahrzeichen und DIE Touristenattraktion der Sächsischen Schweiz schlechthin.

Die im 14. Jahrhundert von Rittern erbaute Burg diente ihnen als Schutzwall und Versteck auf ihren Raubzügen. Wo später im 19. Jahrhundert Sommerfrischler ihre Ausflüge genossen und Romantiker ihr Heil suchten, waren im Mittelalter vor allem Wallfahrer und Händler unterwegs, die so manches kostbare Gut dabei hatten. Wenn der Burg Gefahr drohte, wurden von der Brücke kurzerhand Felsbrocken auf die Feinde geworfen.

Die rund 200 Metern Höhe Bastei ist über verschiedene Wandertouren erreichbar. Der beliebteste und einfachste Weg führt von Rathen in circa einer halben Stunde auf bequemen Wanderwegen in die Höhe.

Zahlreiche Wegweise leiten die noch zahlreicheren Touristen in Richtung Bastei. Durch den Amselgrund und auf einigen Stufen geht es schnell steil hinauf zum ersten Aussichtspunkt, der einen schönen Blick über Rathen bietet. Dann geht es weiter, stets bergauf, bis die Basteibrücke und die Felsenburg vor einem liegen.

Von der Brücke gibt es den wohl schönsten Panoramablick auf die umliegende Landschaft: elbabwärts in Richtung Pirna, zum Lilienstein und Rathen und auf die sogenannten Lokomotive, einen der beliebtesten Kletterfelsen der Gegend.

Bergab durch die Schwedenlöcher

Wer sich genug umgeschaut hat und wieder bergab möchte, kann den Weg durch die sogenannten „Schwedenlöcher“ nehmen. Im Wald geht es zu den Felshöhlen die, ein wenig an die Löcher in einem gut gereiften Emmentaler erinnern.

Der Name kommt allerdings wieder aus Kriegszeiten. Im Dreißigjährigen Krieg suchten die Menschen aus Rathen in den Felshöhlen Schutz vor den Schweden.

Heute kann man hier seinen Entdeckertrieb ausleben. Über schmale Holzstege, Steintreppen und durch enge Schluchten gibt es so einige Schwedenlöcher zu erkunden.

Zurück in Rathen gibt es die Möglichkeit, mit der Gierseilfähre zu fahren. Sie verbindet die beiden Ortsteile links und recht der Elbe miteinander.

Im Sommer lohnt sich ein Besuch der Felsenbühne Rathen, zugleich Europas größtes Naturtheater. Hier finden von Mai bis September Aufführungen der Landesbühnen Sachsen statt. So lässt sich der Tag in der Natur noch mit dem passenden Kulturprogramm abrunden.

Infos zum Bastei-Rundwanderweg:

Der Rundwanderweg von Rathen zur Bastei und über die Schwedenlöcher zurück ist ca. 7 km lang und dauert ca. 2,5 bis 3 Stunden.

Für Tagesbesucher ist das rechts der Elbe liegende verkehrsberuhigte Niederrathen nicht mit dem PKW zugänglich. In Oberrathen, auf der anderen Uferseite, befindet sich jedoch unmittelbar am Ufer ein großer Parkplatz, der zum Anleger der historischen Gierseilfähre führt.

Romantikern auf der Spur: Der Malerweg

Auf einer Länge von etwa 1200 Kilometern führen markierte Wanderwege durch üppig grüne Wälder, luftige Höhen und felsige Schluchten der Sächsischen Schweiz. Der Malerweg, der vom bei Pirna gelegenen Liebethaler Grund durch die hintere Sächsische Schweiz führt, gilt als einer der schönsten.

Nicht nur die abwechslungsreiche Landschaft, sondern auch die Kombination aus Naturerfahrung und Kultur machen den Wanderweg zu einem besonderen Erlebnis.

Der noch recht „junge“ Wanderweg geht auf eine lange Tradition zurück: Der Ursprung des Rundwanderweges reicht bis in das 18. Jahrhundert, als das Elbsandsteingebirge als romantisches Reiseziel in Mode kam.

Der rekonstruierte Rundwanderweg durch die Sächsische Schweiz

Im Jahr 2006 wurde der Weg dann als Malerweg auf Basis von historischen Reiseführern und Kunstwerken rekonstruiert und beschildert. Der Malerweg orientiert sich an Künstlern des 18. und 19. Jahrhunderts, deren Werk maßgeblich von ihren Besuchen in der Sächsischen Schweiz beeinflusst wurde.

Auf 112 km tritt man in die Fußstapfen von Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Ludwig Richter und Canaletto. Die großen Landschaftsmaler der Romantik trugen maßgeblich zum Bekanntheitsgrad der Sächsischen Schweiz bei und sorgten für einen regelrechten Kult bei Künstlern.

Kein Wunder, denn die Landschaft ist wohl das, was man im wahrsten Sinne des Wortes als „malerisch“ beschreibt: Dichte Wälder, dramatische Schluchten, bizarre Felsen und der stets in die Weite führende Ausblick.

Es ist leicht zu verstehen, was die Maler hier fanden. Einklang mit der Natur, Ruhe, wildromantische Ansichten.

Wer die Reize der Sächsischen Schweiz in seiner ganzen Fülle erleben will und ein wenig Zeit mitgebracht hat, kann die ganze Pracht in acht Tagesetappen auf dem Malerweg erwandern. Auf keiner anderen Tour ist die Dichte an landschaftlichen und kulturellen Attraktionen so hoch wie hier.

Neben der Canalettostadt Pirna reihen sich Highlights wie Liebethaler Grund, Felsentor, Bastei, Brandaussicht, Gautschgrotte, Schrammsteine, Lichtenhainer Wasserfall, Kuhstall, Papststein, Pfaffenstein samt Barbarine, Festung Königstein und Rauenstein ins Programm.

Mehr Sächsische Schweiz geht kaum.

Infos zur Wanderung auf dem Malerweg

Einige Abschnitte des Malerweges sind sehr steil, manche führen über Treppen und Stiege. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit ist auf jeden Fall von Vorteil. Festes Schuhwerk ist ein Muss!

Die Wanderung auf dem Malerweg kann an jedem Punkt begonnen und auch wieder beendet werden. Viele Gastgeber auf den Etappen des Malerweges sind mit dem Prädikat „Wanderfreundlich am Malerweg“ zertifiziert und kümmern sich um die Bedürfnisse der Wanderer mit Zimmern, Lunchpaketen oder Gepäcktransfer.

Mehr Infos: www.saechsische-schweiz.de/malerweg.html

Bildnachweis:
Titelbild: © Depositphotos.com/Liubomir Paut-Fluerasu
Bastei: Unsplash.com
Restliche Bilder: Julia Schattauer