Alentejo und der Wein – Alte Tradition, neue Chance

In den 80er-Jahren war der Weinanbau in Alentejo am Boden. Unter der Militärdiktatur von Antonio Salazar wurden Weinreben durch Getreide ersetzt, um die Bevölkerung zu ernähren. Korn war wichtiger als Wein. 

Nach dem Ende der Diktatur 1970 war die wirtschaftliche Not groß. Qualitätsanbau, sei es bei Kork oder Wein war undenkbar. Die Devise lautet zunächst einmal: Masse statt Klasse. Dies änderte sich erst mit dem Eintritt in die EU 1986. Europäische Zuschüsse erlaubten es, in Qualitätsbetriebe zu investieren. Zusammen mit der Einrichtung der Herkunftsbezeichnung DOC Alentejo 1988 bekam der Weinanbau in der strukturschwachen Region eine neue Chance – und diese wurde genutzt.

Tradition und Moderne: Die Geschichte des Weins im Alentejo

Im Gegensatz zu den kleinen Traditionswinzern in Deutschland, sieht es im Alentejo, der größten Weinanbauregion Portugals, anders aus. Die Gelder wurden genutzt, um große, moderne Weingüter zu bauen. Mehrere hundert Hektar Reben pro Hof sind nichts Besonderes. Die meisten der hiesigen Betriebe sind Mischbetriebe: Sie bewirtschaften neben Weinbergen auch Olivenbäume oder Korkeichenwälder, zudem betreiben sie klassischen Ackerbau und Viehzucht. Der Wein steht aber meistens im Vordergrund. 

Weintrauben © Depositphoto – Inacio Pires

Die Mischbewirtschaftung führt weit zurück in der Geschichte dieser südlichen und heißen Region. Schon bevor die Römer dieses Gebiet besiedelten, sollen bereits die Tartesser Weinberge angelegt haben. Die Römer bewirtschafteten die Gegend als Getreidekammer und legten im großen Stil Weinberge an.

Während die Mauren im heutigen Alentejo herrschten, wurden Weintrauben ausschließlich für Rosinen verwendet. Nachdem die Kreuzritter die Gebiete zurückerobert hatten, wurde der Weinbau wieder fortgesetzt. Im 19. Jahrhundert kam der Einschnitt: Der Einfall der Reblaus brachte den Weinanbau fast zum Erliegen. Mit der Diktatur wurde der Wein dann gänzlich zur Randnotiz, bis in den 80er-Jahren die Weinrevolution einsetzte. 

Die wechselhafte Geschichte des Weines in Alentejo zeigt: Der Weinanbau blickt einerseits auf eine lange Tradition zurück, andererseits ist er durch den Neuanfang jung und modern. Das Alentejo gilt als innovativ und wird deshalb gerne das »portugiesische Kalifornien« genannt. Es wird experimentiert und auch auf Themen wie Nachhaltigkeit geachtet. 

Da es im Alentejo so trocken und heiß ist, ist die Bewässerung ein wichtiges und schwieriges Thema. Ein Nachhaltigkeitsprogramm für Wein, an dem sich mehr und mehr Weingüter beteiligen, widmet sich dem Thema Wasser und anderen Aspekten. Neben dem großen Thema der Wassereinsparung, geht es auch um Alternativen für Pestizide oder Fragen rund um den Arbeitsschutz.

Weinfässer © Depositphoto – Andreas Harbarth

Alle Zeichen auf Cuvée

Doch was macht nun den Wein der Region aus? Im Alentejo hat sich ein Weinstil herausgebildet, der vor allem auf rote aber auch auf weiße Cuvées setzt. Diese Verschnitte aus verschiedenen Rebsorten der Winzer ist die Kunst, die hier zur Perfektion betrieben wird. Die häufigsten Rotweinsorten sind Aragonez, Castelão, Trincadeira und Alicante Bouschet. Bei den weißen Sorten sind es Antão Vaz, Arinto und Roupeiro. Doch nicht nur heimische, auch internationale Rebsorten kommen zum Einsatz. Herauskommen fruchtige und vollmundige Weine. Die Tannine sind weich und harmonisch eingebunden. Viele der Weine kommen zeitweise mit Eichenfässern in Berührung, auch das prägt den Geschmack der südportugiesischen Weine.

Doch am besten ist es, die Weine einfach selbst zu probieren. Mehr erfahren (ganz buchstäblich) kann man, wenn man die Alentejo Weinroute entlang fährt. Diese führt fast durch die komplette Weinregion. Zur DOC Alentejo gehören die Unterregionen Borba, Évora, Granja-Amareleja, Moura, Portalegre, Redondo, Reguengos und Vidi-gueira. Große Schilder mit „ADEGA“ zeigen, dass man auf dem richtigen Weg ist. 71 Weingüter liegen auf der Strecke und sind allesamt einen Besuch Wert. 

Burg bei Evora vor Weinreben © Depositphoto – Liane Matrisch

Ein Winzer soll allerdings namentlich erwähnt werden: Der international renommierte Winzer João Portugal Ramos www.jportugalramos.com ist Botschafter der Region und gilt als Synonym für Wein aus dem Alentejo. Der Winzer aus Estremoz ist Mitbegründer des typischen Stils der Gegend. Er setzt hauptsächlich auf die Kombination aus heimische und internationale Rebsorten. Er verbindet Tradition und Moderne. Seine Weine sind kraftvoll, aber weich und fruchtig. Sein bekanntester Wein, der Marquês de Borba Reserva, besteht aus den Hauptsorten Aragonez und Trincadeira und wird mit Alicante Bouschet und Cabernet Sauvignon abgerundet. Zusätzlich kommt noch ein Teil Castelão hinzu. 

Weinrute Alentejo © Depositphoto – Richard Semik

Unter den Weinkennern gilt der Alentejo längst wieder als ein Ort von Qualität und Innovation. Nun muss der Tourismus dem Aufwärtstrend folgen. Langsam entwickelt sich der Alentejo als Ausflugsziel, vor allem als Ein- oder Zweitagesausflug von Lissabon. Als Region für Weinreisen muss sich Portugals Herz noch etablieren! Doch die Zeichen stehen auf Aufschwung, den kann die bevölkerungsarme Region dringend gebrauchen.

Titelbild: © Depositphoto – Inacio Pires