In den 90er-Jahren war Kenia eines der beliebtesten Touristenziele in Ostafrika, gerade bei den Deutschen. Dann kam die Krise. Im Jahr 2008 gab es politische Unruhen, es folgten Jahre der Gewalt. Die Gäste blieben fern. Die Regierung reagierte mit mehr Polizei und Sicherheitsmaßnahmen und langsam machte sich Kenia wieder einen Namen als Reiseziel.
Statt Massenandrang ist Ruhe die Devise. So gibt es für die Urlauber einsame Strände, wenig besuchte Nationalparks und die Möglichkeit, kurzfristig Hotels zu buchen, selbst in den deutschen Schulferien.
Auf den Spuren von Meryl Streep – Masai Mara
Ein gelbes Propellerflugzeug hebt ab, fliegt über endlose Tierherden, die in der Savanne ihre Wege ziehen. Im Flugzeug sitzen Robert Redford alias Denys Finch Hatton und seine Geliebte Karen Blixen, gespielt von Meryl Streep. Sie fliegen durch eine Schwarm Flamingos, über Wasserfälle und den majestätischen Mount Kenya. Es ist einer der berühmtesten Filmszenen der 80er-Jahre, der Flug des Liebespaares über die Masai Mara in „Jenseits von Afrika (*)“, die den meisten Besuchern des Nationalparks im Kopf schwirrt, wenn sie diesen magischen Ort erreichen. Vor allem durch diesen Film wurde die Masai Mara Hauptziel des Safaritourismus.
Doch islamistische Anschläge und Nachrichten über Ebola in Westafrika ließen den Tourismus stark einbrechen. Doch Einnahmen aus den Safaris sind wichtig für Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt und ist Einnahmequelle der hier lebenden Menschen, die auf den Tourismus angewiesen sind.
Die Savanne in Kenia ist überwältigend, auch ohne Hattons Gipsy-Moth-Doppeldecker. Wenn das weiche Licht am Morgen die Masai Mara in atemberaubendes Gold flutet, scheint die Zeit stillzustehen. Akazienbäume bilden die Skyline der Savanne, das tiefe Blau des Himmels bildet den Kontrast zur grün-gelben Landschaft.
Das beeindruckendste Erlebnis sind die Massen an Tieren. Das „Masai Mara National Reserve“ gehört zu den tierreichsten Gebieten der Welt. Ab August findet das größte Spektakel der Tierwelt statt. Bei der sogenannten großen Tierwanderung bahnen sich Millionen Gnus, zigtausende Zebras, Elefanten und Giraffen, gefolgt von den Schrecken der Wildnis, Löwen Geparden und Hyänen ihren Weg durch die Savanne. Immer auf der Suche nach Wasser und neuen Futterplätzen. Bei einer Jeepsafari kommt man den Tieren besonders nahe, doch den imposantesten Anblick hat man aus der Luft. Ballonfahrten über die Tierherden sind Momente, die man so schnell nicht mehr vergisst.
Vom Aussterben bedroht: Der Viktoriasee braucht Hilfe
68870 km² – diese atemberaubende Zahl, sie entspricht in etwa der Größe Bayerns, zeigt die Gesamtfläche des Viktoriasees. Er ist der größte See Afrikas und grenzt an Kenia, Tansania und Uganda. Früher war der See für seinen Artenreichtum bekannt. Doch der See ist in Gefahr und das aus verschiedenen Gründen: In den 80er-Jahren versehentlich eingeführte Arten wie die Wasserhyazinthe und der Nilbarsch breiteten sich ohne Fressfeinde unkontrolliert im Wasser aus. Die Pflanze raubte den Fischen den Sauerstoff und der Artenreichtum ging drastisch zurück.
Durch Abholzung verursachte Erosion, der Anstieg der Wassertemperatur, Düngemittel der Teeplantagen – all das sorgt dafür, dass der See vom Aussterben bedroht ist. Die Fischer können kaum noch vom Fang leben, der Tourismus bringt kaum Geld ein, manche Frauen müssen sich prostituieren, um sich den Fisch leisten zu können. Ob es gelingt, denn Viktoriasee vor dem Kollaps zu retten? Wer als Tourist den See besucht, lokale Händler und Unterkünfte unterstützt, mit dem Boot zu einer der Inseln fährt und auf das Angeln verzichtet, kann vielleicht einen kleinen Impuls in die richtige Richtung geben und den Wert des Viktoriasees wieder in das Bewusstsein der Einheimischen und Reisenden rücken.
Unbekannter Nord-Osten: Die Insel Lamu
Man kann sie getrost Geheimtipp nennen, die Inselgruppe Lamu im Indischen Ozean, im Osten Kenias nahe der Grenze zu Somalia. Für die meisten Keniaurlauber ist Lamu zu weit abgelegen und zu klein – und genau das mit den Reiz aus. Das Grenzgebiet zu Somalia gilt bei der aktuellen Sicherheitslage als unsicher. Lamu ist der nördlichste Punkt in Kenia, den man noch gut bereisen kann. Das Archipel besteht aus den Inseln Lamu, Manda und Pate. Mit der Unesco-Altstadt von Lamu kommen auch Geschichtsinteressierte auf ihre Kosten. Der Morgen beginnt in Lamu Stadt mit dem Ruf des Muezzin, der Islam ist hier an der Tagesordnung.
Lamu gilt als eine der ältesten Siedlungen der Menschheit, als Herz der Swahili-Kultur, wo sich arabische und afrikanische Einflüsse vermischen. Die verwinkelten Gassen werden von herrschaftlichen Prachtbauten aus dem 18.Jahrhundert gesäumt, statt dröhnender Autos und Minibusse dominieren Esel die Straßen Lamus. Man merkt schnell, dass es hier ein wenig beschaulicher zugeht.
Die Strände auf Lamu sind feinsandig, das Wasser glasklar. Vom kleinen Fischerdorf Shella ausgehend, erstreckt sich der Sandstrand ganze zwölf Kilometer an der Küste entlang. Größere Mengen an Sonnenanbetern sucht man jedoch vergebens. Ein Ausflug mit einem landestypischen Dhau führt zu den Geheimtipps der Einheimischen. Mit diesen kleinen Segelbooten lassen sich Mangroven erkunden, die Ruinenstadt Takwa ansteuern und entlegenere Strände entdecken. Auch Schnorchler finden um Lamu wunderschöne Spots. Die Fischer freuen sich über ein bisschen Extrageld, was sie mit den individuellen Bootstouren verdienen.
Kenia musst einige Tiefschläge im Tourismus verkrafteten. Langsam ist es Zeit an die glorreichen Urlaubszeiten anzuknüpfen, jedoch ohne Massentourismus. Wer nach Kenia reist, wird eine umwerfende Tierwelt entdecken, Zeugnisse uralter Kulturen und Entspannung an den Ständen finden. Mit den richtigen Impulsen in Richtung Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Sicherheit, kann Kenia auf eine positive Zukunft schauen.