Madagaskar weckt Sehnsüchte. Wer den Namen leise ausspricht, der schmeckt vielleicht schon die Vanille, die auf der Insel wächst, spürt die rote Erde unter den Füßen, blickt im Geiste empor zu den Baumgipfeln der eigentümlichen Baobas. Madagaskar ist ein Versprechen von Abenteuer und einem einzigartigen Naturparadies. Vor 150 Millionen Jahren driftete Madagaskar vom afrikanischen Kontinenten ab und entwickelte isoliert ein ganz spezielle Tier- und Pflanzenwelt mit einzigartigen Lemurenarten und endlosen Regenwäldern. Madagaskar ist ein tropisches Paradies mit vielen Facetten: Regenwald, Berge, Hochebenen und Wüsten und einer 5.000 km langen Küste.
Ökotourismus für Madagaskar: Ein Land mit vielen Herausforderungen
So reich die Natur der viertgrößten Insel der Welt an der Ostküste Afrikas ist, so arm sind die Menschen, die hier leben. Bewohnt wird der sogenannte sechste Kontinent von circa 25 Millionen Menschen, die zu 18 verschiedenen Ethnien zählen. Ausbeutung durch die Kolonialherrscher und korrupte Regierungsvertreter sorgten dafür, dass jeder dritte Madagasse ein Leben unter der Armutsgrenze führt. Doch auch die Natur ist bedroht: Durch Rodung und Kultivierung der Böden sind die Regenwälder und mit ihnen die Tiere stark gefährdet.
Mit nachhaltigem Tourismus soll ein Bewusstsein geschaffen werden, bei Touristen und Einheimischen. Mit sanftem Tourismus soll Menschen und Natur geholfen werden: Der Tourismus soll Arbeitsplätze bringen und letztendlich das Verschwinden der letzten Regenwälder und mit ihnen der Tiere verhindern.
Wer nach Madagaskar reist, sieht als erstes weder Lemuren noch Regenwald, sondern Antananarivo, die Hauptstadt der Insel. Die Stadt, kurz „Tana“ genannt, ist sicherlich keine klassische Schönheit, trotzdem lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen. Wer sich ein, zwei Tage Zeit nimmt, entdeckt den Charme und taucht ein in die Kultur der Bewohner. Die Mischung aus hektischen Straßenmärkten, der kolonial geprägten Altstadt und den freundlichen Menschen machen den Reiz der Stadt aus. Besonders beim Besuch eines lokalen Marktes bekommen Reisende einen Eindruck von den Essgewohnheiten der Einheimischen und der Kultur. Doch die Natur ruft und die Reise geht weiter!
Entlegen, rau, anstrengend: Trekking im Marojejy-Nationalpark
Trekking im Marojejy-Nationalpark ist ein anstrengendes Unterfangen: Die Anreise ist mühsam und dauert von der Hauptstadt gerne einmal drei Tage. Es herrscht Dauerregen und etliche Höhenmeter wollen erklommen werden. Wieso man sich die Wanderung trotzdem antun sollte? Weil es fast nirgendwo sonst in Madagaskar und auch weltweit eine noch so unberührte Natur gibt.
Der Nationalpark, der seit 2007 UNESCO-Weltkulturerbe ist, ist der Spitzenreiter in Sachen Biodiversität und Ursprünglichkeit. 60.150 Hektar ist der Park im Norden der Insel groß und befindet sich auf zwischen 75 bis 2.200 m Höhe. Das Besondere: 90% des Gebiets sind mit Primärwäldern bedeckt.
Für eines der seltensten Tiere der Welt ist der Naturpark das letzte Rückzugsgebiet: Seidensifakas sind die am meisten bedrohten Primaten der Welt. Die sogenannten „Engel von Marojejy“ haben ein seidig-weißes Fell und kommen nur in diesem Teil von Madagaskar vor. Zwischen 300 und 2000 Tiere gibt es noch. Wo früher nur Forscher ihr Lager aufschlugen, können heute auch Touristen auf ein Treffen mit Seidensifakas hoffen. Im Dorf Manantenina gibt es ein Empfangsbüro, in dem man Eintrittskarten kauft, Parkführer, Koch und Träger anheuert. Von hier aus geht es zu Fuß weiter bis nach einigen Stunde dann das erste Camp erreicht wird. Mitten im Regenwald stehen kleine Bungalows mit Doppelstockbetten und aus dem nahegelegenen Fluss gespeisten Wassertoiletten.
Durchschnittlich kommen rund 1.100 Menschen jährlich in den Nationalpark Marojejy. Damit ist der Park einer der am wenigsten besuchten Nationalparks des Landes. Der Touristenmagnet „Ranomafana“ kommt vergleichsweise auf 25.000 Besucher im Jahr. Doch Besucher sind wichtig: Mit den Einnahmen werden Schutzmaßnahmen finanziert, Einheimische beschäftigt und nicht zuletzt das Wissen um die bedrohten Lemuren in die Welt getragen.
Die dreitägige Wanderung durch den Regenwald ist kräftezehrend: Es ist feucht-warm, rutschig und der finale Aufstieg auf das Massiv fordert 450 Höhenmeter auf dem letzten Kilometer. Doch umgeben von uralten Bäumen und Pflanzen bekommt man einen Eindruck, wie die Erde zum Anbeginn der Zeit ausgesehen haben muss. Mit etwas Glück hört man nicht nur einige der elf Lemurenarten, sondern bekommt sogar welche zu Gesicht. Es sind Begegnungen, die in Erinnerung bleiben. Am Gipfel angekommen bietet sich ein Blick, der alle Anstrengung vergessen lässt: Wälder, so weit das Auge reicht, darüber feuchter Nebel und eine Soundkulisse, die für Gänsehaut sorgt.
Erholsame Tage am Ende einer Abenteuerreise
Madagaskar bietet eine Fülle an Trekkingmöglichkeiten in den unterschiedlichen Nationalparks des Landes. Es gibt Trekkingtouren für Anfänger und Fortgeschrittene. Es gibt Touren zu Fuß, mit dem Boot oder Jeepfahrten durch das Land. An Madagaskar kann man sich nicht sattsehen. Und am Ende eines ereignisreichen Urlaubs, wartet die Küste mit der Möglichkeit sich von den ereignisreichen Tagen zu entspannen.
Madagaskars Stränden sind wie aus dem Bilderbuch: Sie sind gesäumt mit Palmen und Mangobäumen, haben feinen weißen Sand und tiefblaues Wasser. Die meisten Strände sind, bis auf wenige Ausnahmen, von Hotelburgen verschont. Stattdessen sind die Bungalowanlagen klein und familiär.
Die Strände von Sambava und Vohémar sind aufgrund der Nähe bei Besuchern des Nationalparks Marojejy beleibt. Hier kommen Taucher und Schnorchler beim Erkunden der vorgelagerten Korallenriffe auf Ihre Kosten und natürlich Sonnenanbeter, die sich einfach für ein paar Tage die Sonne auf den Bauch scheinen lassen wollen. Das touristische Highlight bei Badeurlaubern ist das Nosy-Bé-Archipel im Nordwesten. Die Inseln im Kanal von Mozambik sind bestens für Touristen erschlossen und durch das beständige milde Klima eine Ganzjahresdestination. Wer auf eine gut ausgebaute Infrastruktur mit Hotels und Freizeitaktivität Wert legt, sollte hier buchen. Wer lieber Ruhe will, der geht einfach an den nächsten Strand. 5.000 km Küste bieten genügend Platz für alle.
Bildnachweis:
Titelbild: © Depositphoto – Mikhail Dudarev
Vanille-Frau: © Depositphoto – Pierre-Yves Babelon
Stadt Antananarivo: © Depositphoto – Mikhail Dudarev
Lemure: © Depositphoto – Oksana Byelikova
Strand: © Depositphoto – Pierre-Yves Babelon