Wer auch im Urlaub am liebsten Schnitzel mit Pommes isst, der sollte diese Genussreise nicht antreten. Zugegeben, auch wer gerne landestypisch isst, könnte hier seine Schwierigkeiten bekommen. Denn diesmal widmen wir uns den exotischen Speisen dieser Welt.
Wo kann man die abgefahrensten Sachen essen? Und ja, abgefahren meint meist auch ziemlich eklig. Oder sagen wir es diplomatisch: gewöhnungsbedürftig.
Veganer und empfindliche Gemüter: Wendet euch jetzt lieber etwas anderem zu, Katzenvideos zum Beispiel. Denn hier gibt es ein paar Leckerbissen für den robusten Magen und mutigen Gaumen.
China: Nicht nur Hunde auf dem Teller
Unserer erstes Ziel ist, so weit es auch entfernt liegt, ziemlich naheliegend. China ist wohl das erste Land, das einem einfällt, wenn man an richtig exotische Speisen denkt. Und das kommt nicht von ungefähr.
In China, da essen sie scheinbar wirklich alles.
Fangen wir mit einer Vorspeisensuppe an. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Suppe besteht aus Vogelspucke und ist eine der teuersten und angesagtesten Speisen in China, der Kaviar des Ostens. Für die Suppe werden Nester von Mauerseglern gesammelt, die waghalsig von Mauern und Felsklippen entfernt werden. Ein Kilo des Rohstoffes kostet rund 2000 Dollar. Die Nester werden zu einer glibberigen Suppe aufgekocht, die nach nicht viel schmeckt. Damit ein wenig Geschmack an die Glibbermasse kommt, wird sie mit Krebsfleisch oder Schinken aufgepeppt. Zwischen 30 und 100 Euro legt man für das Süppchen hin.
Doch natürlich ist die kuriose Spuckesuppe nicht das Einzige, was China an exotischen Speisen auf den Tisch bringt. Wie wäre es mit frittierten Skorpionen als Snack zwischendurch? Ein paar Hühnerfüße, Quallensalat, lebendige Shrimps oder ein Eintopf mit Schlangeneinlage?
Der vielzitierte Hund kommt tatsächlich auch auf den Teller. Jedoch nur in bestimmten Teilen des Landes, wie dem südchinesischen Yulin, wo jährlich das Hundefleischfestival gefeiert wird.
Berühmt ist China auch für seine Eierspeisen. Auch wenn die 1000-jährigen Eier in Wahrheit nur rund 3 Jahre vor sich her gammeln, sind die schon ziemlich gewöhnungsbedürftig. Ebenso beliebt sind die Frühlingseier, die mit Kinderurin verfeinert werden. Na dann guten Appetit.
Japan: Das Auge isst mit
Vielleicht sollte man eher sagen: Man isst das Auge mit. Bleiben wir in Asien, denn auf diesem Kontinent gibt es einfach eine Menge zu entdecken. Auch aus kulinarischer Sicht.
In Japan gibt es nicht nur viel rohen Fisch bei Sushi & Co, sondern auch sehr spezielle Körperteile vom Fisch, die für leckere Gerichte verwendet werden. Wie zum Beispiel Thunfischaugen, die als schmackhafte Beilage in Suppen schwimmen. Ebenfalls als Delikatesse gelten die Innereien vom Kugelfisch, die auf dem Teller eher wie Gehirn aussehen. Zum Dessert gibt es Tintenfisch-Eis oder Wespen-Kekse.
Da kommen die fermentierte Sojabohnen „Nattō“ ja fast schon unspektakulär daher, obwohl die klebrige und müffelnde Masse auch nichts jedermanns Sache ist.
Gerade macht ein neuer Trend in Japan die Runde. Dabei geht es weniger um die Zutat, sondern um die Art und Weise, wie diese verarbeitet wird. Und zwar werden Reis & Co in Kondome gefüllt und darin gekocht. Dabei entstehen Kondom-Sushi oder Kondom-Hackbraten.
Neben dem Essen selbst sind in Japan vor allem die Restaurants skurril: Spezielle Themenrestaurants sind hier besonders beliebt. Wie wäre es mit einem Dinner im Vampir Café, einem Krankenhaus oder Gefängnis? In Japan ganz alltäglich.
Exotische Speisen in Kambodscha: Proteine mit vielen Beinen
Kambodscha steht stellvertretend für viele Länder in Südostasien. Viele der exotischen Speien findet man auch in Thailand, Vietnam oder Laos.
Bei Europäern exotisch, bei Asiaten ganz normal sind frittierte Insekten. Auf fast allen Märkten werden sie als proteinreicher Snack für zwischendurch verkauft. Da gibt es Grillen, Kakerlaken aber auch Würmer und Larven. Mal eher knusprig, mal eher weich.
Exotischer und für viele auch ekliger wird es mit Spinnen oder Skorpionen. Die frittierte Tarantel gilt als besonders schmack- und nahrhaft. Auch gebratene oder gedünstete Ratten stehen hier auf dem Speiseplan, die scheinbar so gut schmecken, dass sie auch ins Nachbarland Vietnam exportiert werden. Ganz nebenbei lösen sie damit das Problem der Rattenplage.
Wirklich nur für Hartgesottene sind Delikatessen wie Affenhirn, das manchmal sogar im Schädel serviert wird. Oder aber gekochte Eier. Was zunächst harmlos klingt, entpuppt sich beim Öffnen der Schale als Überraschungsei. Statt gekochtem Eigelb befinden sich fast vollständig entwickelte Embryonen im Inneren, die mit Haut und Knochen verspeist werden.
Mexiko: Mehr als Tacos und Avocados
In Mexiko wird gerne scharf gegessen. Das ist für viele schon gewöhnungsbedürftig genug, doch die Mexikaner haben auch exotische Zutaten im Angebot.
Zum Beispiel gelten die „Escamoles“ als leckere Happen für zwischendurch. Was das ist? Ameisenlarven, nicht mehr und nicht weniger.
Wer Tacos mit Fleisch bestellt, der sollte sich nochmal nach dem Tier erkundigen oder einfach mutig reinbeißen. Denn neben Rinderhack werden die Teigtaschen auch gerne einmal mit Rinderhirn gefüllt.
Für Vegetarier gibt es auch etwas zu entdecken: „Huitlachoch“ oder auch „Cuitlacoch“. Dahinter versteckt sich ein parasitischer Pilz, der an Maiskolben wächst. Der Pilz selbst sieht nicht gerade schmackhaft aus, ist bläulich-schwarz und wächst tumorartig aus den Kolben, gilt allerdings als Delikatesse. In den USA und Europa wird er als „mexikanischer Trüffel“ in der gehobenen Gastronomie verwendet. In Mexiko wird der Pilz mit Knoblauch gebraten und auf Tacos und Quesadillas serviert oder in Suppen und Aufläufen verarbeitet.
Exotische Speisen in Skandinavien: Frisches Blut und nicht ganz so frischer Fisch
In Skandinavien isst man Fisch in allen Variationen. Fangfrisch vom Grill oder aus der Pfanne, damit kommen wir alle ja noch gut zurecht.
Doch die schwedische Delikatesse namens Surströmming ist dann schon eine Herausforderung, vor allem für die Nase. Man könnte es böse „Gammelfisch“ nennen, Surströmming hört sich aber viel netter an. Egal, wie man es nennt: Tatsache ist, dass es sich um vergorenen Hering handelt.
Richtig reif ist der Fisch übrigens, wenn die Dose beim Öffnen zischt. Das kann sogar gefährlich werden, denn bei den Dosen herrscht Explosionsgefahr und das Mitführen im Flugzeug ist bei manchen Airlines verboten. Den Geruch will man sich eigentlich gar nicht so genau vorstellen.
In Island geht es noch ein bisschen exotischer zu: Hier ist die Spezialität nicht vergammelter Hering, sondern vergammelter Hai: „Hákarl“. Der Grönlandhai, aus dem diese Spezialität besteht, ist nur essbar, weil dieser über Monate der Fermentierung ausgesetzt wird. Damit verschwinden die im Fisch enthaltenen natürlichen Gifte. Doch der Fisch schmeckt dann sehr intensiv nach Ammoniak und riecht zudem ziemlich faulig. Bei der traditionellen Zubereitung wird der Hai in eine Grube aus Schotter oder Sand gelegt, beschwert und einige Wochen liegengelassen. Danach wird der Fisch noch für weitere Wochen in eine Trockenhütte gehängt.
In Finnland gibt es nicht nur Fisch, sondern ein außergewöhnliches Gebäck, das ganz harmlos als Donut daherkommt. Die Milch wird hier kurzerhand durch Blut ersetzt, was für eine schöne Farbe und einen besonderen Geschmack sorgt. „Mustamakkara“ heißt der finnische Donut und wird traditionell mit Preiselbeermarmelade serviert.
Europäische Delikatessen: Von lebendigem Käse und Innereien
Kaum hat man die eigenen Landesgrenzen hinter sich gelassen, ändert sich auch die Speisekarte. Um exotisches und teilweise richtig abgefahrenes Essen zu probieren, muss man allerdings gar nicht in die Ferne.
Fangen wir mit unseren Nachbarn in Frankreich an. Klar, dass als allererstes das Stichwort „Froschschenkel“ fallen muss. Was seit jeher in Frankreich als Delikatesse gilt, ist bei uns noch immer Grund für gerümpfte Nasen. Gebraten an Knoblauchsauce, im Risotto oder als Blätterteigpastete, lösen sie in Frankreich keinen Ekel, sondern Verzückungslaute aus.
Neben dem Klassiker Frosch ist auch ein Entengericht namens „Canard à la Rouennaise“ sehr beliebt. Eine sogenannten Blutente mit besondere Sauce. Für die Sauce wird eine Bratente im Fleischwolf zerhäckselt. Der Blutsaft und die Eingeweide sind die Basis für die Sauce, die mit Cognac oder Rotwein und roher, pürierter Entenleber zubereitet wird.
Auch in Italien gibt es mehr als Pizza und Pasta. Hier sind es vor allem regionale Besonderheiten, die bei manchen Gästen für irritierte Gesichter sorgen. Die Spezialität schlechthin auf Sardinien ist „Casu Marz“ – ein Käse, der es wortwörtlich in sich hat. Ein überreifer Pecorino Sardo wird so lange liegen gelassen, bis er von den Maden einer speziellen Fliegenart teilweise zersetzt wurde. Die Maden isst man einfach mit.
In Apulien ist es der Seeigel, der als regionale Köstlichkeit angepriesen wird. Wie eine Auster wird der Seeigel einfach roh ausgeschlürft, allerdings kommen nur die weiblichen Tiere auf den Teller. Dazu gibt es Brot, fertig ist die Mahlzeit und Mutprobe.
Bleiben wir am Mittelmeer und zwar in Spanien. Hier, wo die Stierkämpfe immer noch die Massen anlocken und Toreros gefeiert werden wie Rockstars, darf eine Spezialität nicht fehlen: Stierhoden. Gebacken, in Sauce oder angebraten: Die als „nussig“ beschriebenen Genitalien sind der Renner. Auch in Italien, den USA und nicht zuletzt in Deutschland waren und sind besten Stücke vom Stier als besonderes Schmankerl bekannt.
Deutschland: Exotische Speisen oder traditionell?
Hirn, Innereien, Zunge: Was wir in anderen Ländern als exotisch oder eklig empfinden, hat in Deutschland seit Jahrhunderten Tradition. Mittlerweile gelten viele Fleischgerichte als altbacken. Die „Generation Filet“ setzt lieber auf ausgewählte Premiumstücke vom Tier. Was für die Großelterngeneration noch Alltagsessen war, entdecken Köche mittlerweile als Delikatessen wieder.
Zur Pfalz gehört der Saumagen einfach dazu. Das Nationalgericht wird, ähnlich wie der schottische Häggis, aus Innereien hergestellt und im Schweinemagen gekocht. Blutwurst als Scheibe auf dem Brot oder als „Füllsel“ warm in der Pfanne, Leberwurst oder gleich das ganze Schwein als Spanferkel. Was hier als deutsche Küche Tradition hat, kann von Touristen durchaus als abgefahren empfunden werden.
Und wer sich vor dem sardischen Milbenkäse ekelt: Der Würchwitzer Milbenkäse ist vom Prinzip genau das gleiche. Wer Lust auf abgefahrenes Essen hat, der sollte also das Kochbuch von Oma Anneliese aus dem Keller holen und schon geht es ans Eingemachte.
New York: neueste Trends und ein Keksteig
New York hat einen Platz in dieser Genussreise verdient. Denn es zeigt, dass außergewöhnliches Essen nicht immer gleichbedeutend mit „eklig“ sein muss. New York ist der Schmelztiegel der Geschmäcker. Hier treffen die verrücktesten Kombinationen aufeinander.
Und da die New Yorker kreativ und immer am Nerv der Zeit sind, werden hier die Food-Trends der Welt geboren. Der neueste Schrei: Roher Keksteig in Waffeln. Verrückte Eissorten sind Schnee von gestern! Wer gerne beim Backen von der rohen Teigmasse nascht, der wird diesen Trend lieben.
Auch die verrücktesten Mischungen werden in New York zum Trend: So wurde der „Cronut“, also eine Mischung aus Croissant und Donut zum Megahype. Neue Anwärter sind Asia Dogs, also Hotdogs mit asiatischem Kimchi und Algentopping, Sushi Burrito, kaltgebrühter Kaffee. Es gibt nichts, auf was die New Yorker nicht kommen.
Das Erstaunliche: Wenn man den neuesten Trend zum ersten Mal hört, denkt man: Was für ein Quatsch. Kaum ein halbes Jahr später sind wir alle mittendrin Hype und fanden den sauren, lauwarmen Kaffee ja eigentlich schon von Anfang an total cool.
Wer jetzt noch nicht den Appetit verloren hat, der hat sicherlich einige Anregungen für die nächsten Reisen bekommen. Denn auch beim Essen gilt, wie so oft: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also Befürchtungen auf die Seite, Mund auf und exotische Speisen probieren. Nur Mut!
Bildnachweis:
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Skorpion: © Depositphotos.com/Volodymyr Shevchuk
Natto: © Depositphotos.com/Weng Hein Poy
Frittierte Insekten © Depositphotos.com/Tarntup Sawisai
Tacos: © Depositphotos.com/Nikolay Trubnikov
Stockfisch: © Depositphotos.com/Andrey Armyagov
Froschschenkel: © Depositphotos.com/Pavels Rumme
Kuttelsuppe: © Depositphotos.com/Balint Roxana
Cronut: © Depositphotos.com/Josep M Rovirosa Fortuny