die schönsten Tauchreviere Europas

Die schönsten Tauchreviere Europas

Jacques Cousteau, der berühmte Meeresforscher, nannte das Meer „die schweigende Welt“. Denn im Wasser gibt es nicht viel zu hören, dafür umso mehr zu sehen.

Wenn das einzige Geräusch das gleichmäßige Rauschen der eigenen Sauerstoffflasche ist, scheint die Welt „da oben“ weit weg. Stattdessen gleitet ein Schwarm silbrig glitzernder Heringe durchs Wasser, am Meeresboden huschen Meerbarben entlang, mit etwas Glück sogar ein Rochen.

Wenn der Taucher schwerelos durch das Wasser gleitet, lässt er Alltag und Trubel an Land und lebt nur in diesem Moment.

Wer die Faszination Tauchen selbst erfahren will oder schon längst der Unterwasserwelt verfallen ist, der muss nicht unbedingt in die Karibik fliegen. Auch auf unserem Kontinent gibt es Tauchreviere, die Fischvielfalt und beeindruckende Unterwasserwelten bieten.

Wir stellen hier einige der schönsten Tauchreviere Europas vor.

Anemone

 

Spanien – Wo der moderne Tauchsport seinen Anfang nahm

Bleiben wir bei Jacques Cousteau. In den 1930er und 1940er Jahren unternahmen die Tauchpioniere um Jacques Cousteau und Hans Hass ihre ersten Entdeckungsreisen vor der Costa Brava, wo die Medas-Inseln liegen. Ihre Erfindung des Sauerstoff-Kreislaufgerätes war ein Meilenstein für Taucher.

Die Costa Brava ist also nicht nur Lieblingsziel für sonnenhungrige Strandurlauber, sondern auch eines der traditionsreichste Tauchreviere im Mittelmeer.

Nirgendwo in Spanien gibt es eine solche Dichte an guten Tauchbasen. Und wohl nirgendwo im Mittelmeer gibt es so viele Top-Tauchspots in einer Region wie am Küstenstreifen zwischen Port Bou und Lloret de Mar.

Highlight: Cova del Dofi auf den Medas-Inseln

Die Medas-Inseln, bestehend aus sieben Inseln, sind seit 1990 Unterwasser-Naturschutzgebiet. Das Fischen ist bereits seit 1983 verboten. Das Resultat: Eine artenreiche und farbenfrohe Unterwasserwelt, die sich hinter der Karibik oder dem Pazifik nicht zu verstecken braucht.

Wer hier auf Tauchgang geht, kann sich neben vielen Fischschwärmen auf metergroße Zackenbarsche, Rochen, Oktopusse und Muränen freuen.

Als Highlight gilt die Cova del Dofi, die Delfinhöhle. Im Inneren gibt es eine große Kammer, die mit einer Luftblase gefüllt ist. Der Eingang zur Höhle  befindet sich 20 Meter unter der Meeresoberfläche und kann nur von Tauchern erreicht werden. Eine ganz spezielles Erlebnis!

Das kleine Fischerdorf Estartit gilt als besonders guter Ausgangspunkt für zahlreiche Tauchgänge, viel Tauchbasen bieten Ausflüge in die felsige Meeresregion vor der Küste an. Dort warten Steilwände mit meterhohen Fächerkrallen, die spektakulär in Gelb und Rot leuchten, Seegraswiesen, Seepferdchen und Schlangenaale.

Wer sich im Wracktauchen probieren möchte, der kann die „Boreas“ erkunden, die in den 1980er Jahren am Hafen von Palamos versenkt wurde.

Expertentipps für das Tauchen in Spanien:

„Wer in Spanien tauchen gehen möchte, muss ein paar Dinge beachten: Seit 2008 hat der Gesetzgeber in Spanien Regeln erlassen, die unabdingbar zum Tauchen sind. Dazu gehört, dass jeder Taucher ein Brevet besitzen muss. Ferner muss er über eine gültige Tauchtauglichkeit und eine Tauchversicherung verfügen. Diese Papiere müssen beim Einchecken vorgelegt werden. Ohne diese Papiere ist Tauchen nicht möglich“, lauten die Tipps von Andreas Lenz und Kerstin Gahl, Inhaber des DiveCenters Roses Sub Barakuda Dive Team an der Costa Brava.

Bester Spot:

Delfinhöhle  Cova del Dofi mit Unterwassereingang

Anbieter:

Roses Hub

Stollis Tauchbasis

Blick von Unterwasser zum Boot

Kroatien – Geschütztes Inselarchipel mit Artenvielfalt

Über 200 Kilometer Küste. Klar, dass Taucher da hellhörig werden.

Besonders interessant sind die Kornaten. Wie tausend kleine Zuckerhüte ragen die Inselchen aus dem Meer, eine einzigartige Landschaft mit atemberaubender Unterwasserwelt.

Der Nationalpark Kornaten besteht aus sage und schreibe 152 Inseln, die vor der dalmatinischen Küste Kroatiens in der Adria liegen. Doch individuelle Erkundungstouren sind hier streng verboten, denn das gesamte Archipel mit seinen üppig bewachsenen Steilwänden steht unter striktem Naturschutz.

Die Insellandschaft samt Unterwasserwelt ist ein Juwel mit einer unbeschreiblichen Artenvielfalt und das hat sich herumgesprochen.

Zur Hauptsaison in den Sommermonaten schlängeln sich unzählige Segelboote und Jachten durch die Insellandschaft, vorbei an eigentümlichen Inseln, Riffen und die für den Nationalpark typischen „Kronen“, wo auf rund 220 km² Fläche neun ausgewiesene Zonen auf Taucher warten.

Kornaten: Ein Paradies für geübte Taucher

Vor allem für geübte Taucher sind die Kornaten ein Paradies, denn das Gebiet zählt zu den schwierigsten im Mittelmeerraum aber auch zu den artenreichsten. Mit etwas Glück bekommt man sogar einen Katzenhai vor die Taucherbrille, der ruhig seine Bahnen durch das Wasser zieht. Doch es sind nicht nur die großen Fische, die Taucher hierher anlocken, es sind die kleineren, die sich in der bizarren Felsenwelt tummeln. Hier kann man auf Schatzsuche gehen: Von filigranen Nacktschnecken über Seepferdchen bis zu den Skorpionsfischen und bunten Korallen reichen die Entdeckungen.

Taucher springt ins Meer

Doch es gibt noch mehr zu sehen: Amphorenteile und antike Gegenstände verweisen auf die Zeit, als die Region eine der wichtigsten Wasserstraßen für Römer und Griechen war. Heimtückische Winde sorgten dafür, dass viele Schiffe in der Gegend in den Tiefen versanken.

Der Tauchgang in den Kornaten ist also gleichzeitig auch ein Tauchgang in die Geschichte.

Expertentipps für das Tauchen in Kroatien:

„Ich fahre jedes Jahr mindestens einmal nach Kroatien. Ich liebe die Landschaft, die wunderbaren alten Städte und natürlich die Tauchplätze. Besonders gut gefallen mir die Wracks vor der istrischen Küste bei Vrsar. Die Baron Gautsch ist für mich das absolute Highlight. Das gut erhaltene Wrack ist toll bewachsen, voll mit Fischen und einfach ein spektakulärer Anblick. Da ich auch mal gerne tiefer Tauchgänge mache, zieht es mich immer wieder hierhin“. Bettina Winert von Der Taucherblog

Bester Spot:

Indianerfelsen auf der Insel Plavnik. Ein üppig bewachsenes Plateau und eine bis auf 40 Meter abfallende Steilwand mit mehreren Höhlen. Perfekt für Anfänger und Fortgeschrittene.

Anbieter:

Fun Diving Krk

Nautilus Diving Center

Malta und Gozo – Tauchgang in die Geschichte

Geschichte ist auch das Hauptthema, wenn es um Malta geht.

Der Tauchgang in die Geschichte führt weit zurück: Der Schiffbruch des Apostel Paulus soll sich hier ereignet haben, aber auch die Schifffahrt der Phönizier, Römer, Araber, Franzosen und Engländer hat hier ihren Anfang genommen.

Die Spuren der Geschichte warten im Wasser, in Form von Wracks und Ruinen. Auch in neuerer Geschichte wurden auf Malta Spuren hinterlassen. Im zweiten Weltkrieg war die Insel hart umkämpft. Auch aus dieser Zeit liegen einige Wracks auf dem Grund des Meeres und können bei Tauchausflügen besichtigt werden.

Circa 40 Tauchbasen warten vor allem an der Nordküste der Insel auf Taucher und solche, die es werden wollen.

Denn das Gute ist: Auch Anfänger könne sich auf Malta und den Schwesterinseln problemlos ins Wasser wagen.

Tauchen vor Gozo, Malta

Nur sechs Kilometer vor der maltesischen Küste liegt die kleine Insel Gozo. Die kleine Schwester Maltas gehört für viele Taucher zu den besten Tauchspots im Mittelmeer.

Ein ganz besonderes Erlebnis beginnt recht unspektakulär im Inlandsee. Der kleine See hat einen direkten, unterirdischen Zugang zum Meer.

Der Weg führt durch einen dunklen, 50 Meter langen Tunnel, an dessen Ende eine Steilwand wartet, die senkrecht in die Tiefe fällt. Ein echtes Tauchabenteuer, das man so schnell nicht vergisst.

Xatt L’Ahmar-Plateau: Heimat von Barrakudas und Muränen

Doch das war noch nicht alles: Am Xatt L’Ahmar-Plateau wurden 1999 eine Fähre und sieben Jahre später zwei Ausflugsschiffe versenkt, die heute die Heimat von Barrakudas und Muränen sind.

Malta, Gozo und Comino, die zusammen das maltische Archipel bilden, gelten als Paradies für Höhlen- und Wracktaucher. Mehr als 50 Tauchspots gilt es dabei zu erkunden.

Was die Region bei Tauchern außerdem beliebt macht, ist die gute Sicht unter Wasser. Da der Boden in der Region steinig ist und die Gezeiten minimal, ist die Sicht fast immer gut. Kurze Distanzen und außergewöhnliche Spots für Anfänger und Profis machen Malta zu einem perfekten Ziel für Taucher und Unterwasserfotografen.

Expertentipps für das Tauchen auf Malta und Gozo:

„Malta, das ist kristallklares Wasser, imposante Felslandschaften, relativ wenig Fisch – aber eine ganze Reihe spektakulärer Wracks, die teilweise recht tief liegen. Mein Tipp: das Wrack des Bristol Beaufighter-Kampfflugzeug vor St. Julians. Kein großes Wrack, aber voller reizvoller Details.“ Lars Brinkmann, Chefredakteur „unterwasser“

Bester Spot:

Lantern Point, wo ein Kamin in einen Unterwassertunnel führt.

Anbieter:

Nautic Team

Mad Shark

Norwegen – der Exot unter den Tauchrevieren

Zugegeben, wer an Tauchen in Europa denkt, der kommt nicht als Erstes auf Norwegen. Schnee, Eis und Berge, das hört sich kalt an. Nicht gerade einladend, wenn man ins Wasser will.

Doch: So kalt ist es gar nicht, denn der Golfstrom bringt wärmeres Wasser, als man in diesen Gefilden denken würde. Norwegen ist das Land der Wikinger, des Polarlichts, Mitternachtssonne, Wälder, Seen, Fjorde, Berge, Wasserfälle.

Norwegen ist auch ein abwechslungsreiches Tauchgebiet.  Das Königreich bietet eine Küstenlinie mit 22.000 km Länge. Davor liegen angeblich 30.000 Schiffswracks. Wer Wracktauchen mag, der ist hier gut aufgehoben.

Die Bedingungen sind für Taucher ideal, da in Norwegen das Jedermannsrecht gilt, was bedeutet, dass man überall dort tauchen darf, wo es nicht explizit verboten ist. Es gibt einige gute Tauchbasen und unzählige Spots, die zum Tauchabenteuer einladen.

Taucher im Boot, Copyright: Norway Team Frank, Norwegen

Die Nordwestküste am bekannten Sognefjord ist dabei besonders interessant: Üppiges marines Leben in Kelpwäldern, viele Weichkorallen und ein Gebiet voller Wracks ermöglichen Anfängern und Fortgeschrittenen verschieden Arten von Tauchgängen.

Ein ganz besonderes Erlebnis für alle Taucher wartet im Winter: Wenn die Heringsschwärme ab November vor die norwegische Küste kommen und teilweise bis in die Fjorde ziehen, folgen ihnen auch hungrige Orcas.

Mit etwas Glück kann man beim Tauchgang einem der riesigen Meeresbewohner folgen. Seite an Seite mit eine Riesen des Meeres. Welcher Taucher träumt nicht davon? Ein Besuch im Winter ist dann gleich doppelt magisch: Polarlichter am Himmel und Wale unter Wasser.

Expertentipps für das Tauchen in Norwegen:

„Norwegen: eine enorm lange Küste, die Tauchern entsprechend viel zu bieten hat. Am spektakulärsten sind sicher auch hier die Wracks, beispielsweise vor Narvik, aber auch Schnorcheln mit Orcas gehört zu den unvergesslichen Erlebnissen.“ Lars Brinkmann, Chefredakteur „unterwasser“

Bester Tauchspot:

Der See Lygnstøylvatnet im Tal Norangsdal. 1908 führt eine Steinlawine dazu, dass hier ein See entstand. Beim Tauchen sieht man noch Straßen und Reste von Gebäuden.

Anbieter:

One Ocean

Norway-Team-Frank

Tauchregeln & Tipps von Experten

Sicherheit ist das höchste Gebot beim Tauchen. Mit diesen Expertentipps und den Grundregeln von erfahrenen Tauchlehrern bleibt man auf der sicheren Seite:

  • Sicherheit ist das oberste Gebot – immer, überall und in jeder Situation. Deshalb gilt: Voraussicht und ein klarer Kopf sind das A und O.
  • Nie alleine tauchen gehen.
  • Nur mit Ausrüstung in einwandfreiem Zustand ins Wasser gehen.
  • Tauchen ist nur bei guten Wettervoraussetzungen sicher. Nie bei schlechtem Wetter tauchen.
  • Die Vorschriften beachten, die für die See und Küste gelten.
  • Tauchen ist nur in ausgeruhtem, gesundem und nüchternen Zustand erlaubt.
  • Vorsicht statt Nachsicht: sich selbst nicht überschätzen.
  • Umweltschutz steht an erster Stelle. Das heißt: Fische und Pflanzen in Ruhe lassen.
  • Nur mit zertifizierten Tauchschulen auf Tauchgang gehen.
  • Genügend Ruhepausen zwischen den Tauchgängen einhalten.

Bildnachweis:

Titelbild: © Unsplash.com
Violetta Flabellina, Fun Diving Krk, Sprung ins Wasser: © Fun Diving Krk
Taucher mit Taucherlampe: © Mad Shark Dive Center
Tauchboot: © Norway Team Frank