Kuba mit Kindern, Strand von Varadero

Kuba mit Kindern: Eine revolutionär gute Urlaubsidee

Mal angenommen, es gäbe eine Insel, auf der es das ganze Jahr angenehm warm ist. Die Traumstrände genauso zu bieten hat wie eine überaus spannende Geschichte, koloniale Städte, interessante und lebensfrohe Menschen sowie eine prächtige Natur. Wo Kinder aufs Herzlichste willkommen sind und von äußerst familienfreundlichen Einheimischen gerne in Gespräche verwickelt werden. Die mit einem bemerkenswerten Angebot aufwartet, damit beim Nachwuchs keine Langeweile aufkommt und noch dazu als sehr sicher gilt. Klingt wie ein Wunschkonzert? Nein, das ist die Realität. Willkommen auf Kuba!

Kinderfreundlich heißt hier vor allem herzlich und offen

„Familienfreundlich“ oder „kinderfreundlich“ sind zugegebenermaßen in der heutigen Tourismuswelt nicht gerade das, was man unter einem Alleinstellungsmerkmal versteht. Jeder Campingplatz in Südeuropa, auf dem ein wild gewordener Animateur die Kleinen unter ohrenbetäubenden Euro-Dance-Klängen zum Mithopsen anstiftet, wirbt heute mit dem Prädikat.

Deshalb gleich mal eine Differenzierung: Das „kinderfreundlich“ in Kuba bezieht sich auf die Freundlichkeit und Herzlichkeit gegenüber Kindern. Und nicht darauf, dass sich ein marktschreierisches Angebot an das andere reiht, mit dem der Nachwuchs mal für kurze Zeit beschäftigt werden kann. Natürlich ist auch die Karibikinsel nicht völlig frei von Freizeitaktivitäten, die speziell für den Tourismus aus dem Boden gestampft wurden. Aber ansonsten bieten Land, Leute und Lebensweise schon genug Inhalte für eine spannende Familienreise.

Havanna, amerikanische Oldtimer
Farbenfrohes Bild: Die amerikanischen Oldtimer in der Altstadt von Havanna sind ein beliebtes Fotoobjekt.

Zum Beispiel Havanna: Wohl niemanden lässt der Charme der Hauptstadt kalt. Romantisch verklärt, brodelnd, voller pulsierender Lebensfreude, die ansteckend wirkt. Die Straßen sind gesäumt von bunten Kolonialhäusern und den amerikanischen Oldtimern, die auf keinem Urlaubsfoto oder einer Postkarte aus Kuba fehlen dürfen. Bei kleinen Stadtrundfahrten – zum Beispiel mit einer Kutsche – durch verwinkelte Gassen der historischen Altstadt „Habana Vieja“ lassen sich die unzähligen Sehenswürdigkeiten von Havanna zusammen mit den Kindern ganz leicht erkunden. Alternativ geht es zu Fuß auf Entdeckungstour über die Calle Obispo. Das bunte Treiben bringt alle zum Staunen.

Musiker, Schauspieler und Künstler, wohin man schaut. Tanzvorführungen auf offener Straße. Rhythmische Salsa-Klänge, die aus offenen Fenstern zu hören sind. Die karibische Lebensart ist im höchsten Maße ansteckend.

Ein gemütliches Essen in einem der beliebten Privatrestaurants der Hauptstadt bietet eine weitere faszinierende Möglichkeit, Havanna und seine Einwohner kennenzulernen und Einblicke in deren Leben zu bekommen.

Che Guevara Statue in Santa Clara
Der große Revolutionär ist weiterhin omnipräsent. Hier die Che Guevara Statue in Santa Clara.

Vielleicht ergibt sich dabei ein Gespräch über die großen Tafeln, die überall auf dem flächenmäßig größten Inselstaat der Antillen zu finden sind und auf denen steht: „200 Millionen Kinder schlafen heute auf der Straße. Keines davon ist Kubaner.“ Nur Propaganda des „tropischen Sozialismus“ mit seinen Idealen einer gerechteren Gesellschaft und seinen einstmals gefeierten Idolen Fidel Castro und Che Guevara?

Nein, in dieser Hinsicht ist Kuba tatsächlich das fortschrittlichste Land des Halbkontinents. Hier müssen keine Kinder als Schuhputzer arbeiten. Betteln ist den Kleinen sogar verboten. Kuba ist – auch wegen der jahrzehntelangen Wirtschaftsblockade der USA – alles andere als wohlhabend und kämpft immer ums Überleben. Trotzdem wird niemand allein gelassen. All der Mangel an Geld konnte den Kubanern nicht ihre drei wichtigsten Dinge wegnehmen: ihren Stolz, ihre Bildung und ihre überbordende Lebensfreude.

Kuba mit Kindern: Hier ersetzt Fantasie das Spielzeug

Bei den einheimischen Kids stauen sich keine meterweisen Playmobil-Berge, Legosteine oder Barbie-Puppen. Wer seine Übernachtungen in den sogenannten „Casas Particulares“ – auf Kuba weit verbreiteten, familiäre Privatunterkünften – bucht, wird das schnell feststellen. Fantasie ersetzt Spielzeug! Ein Umstand, der europäischen Kindern auf der Reise ganz neue Erfahrungen beschert. Und ihren staunenden Eltern zeigt, dass ihre Kleinen nicht unbedingt teure Ablenkungsgegenstände zu ihrem Glück brauchen.

Die Kubaner lieben Kinder nicht nur, sondern begegnen ihnen auch mit einer großen Ernsthaftigkeit. Fast alle Freizeitangebote zeichnen sich durch einen mehr oder weniger großen Schuss Pädagogik aus.

Deshalb macht ein Urlaub auf Kuba mit Kindern besonders viel Freude. Wie zum Beispiel bei der Wanderung im Nationalpark Topes de Collantes. Hier warten geheimnisvolle Höhlen wie die „La Sorda“ auf die jungen Besucher samt ihren Eltern. Noch spannender ist die 4 Kilometer lange Cueva del Indio mit einem speziellen Geheimnis: ein unterirdischer Fluss, der mit dem Boot befahren werden kann. Zu sehen gibt es dabei Stalaktiten, Stalagmiten und jede Menge Fledermäuse.

Valle de Viñales, Kuba
Bezaubernde Landschaft: Das Valle de Viñales, bekannt für den Tabakanbau.

Das war es aber noch lange nicht mit der prächtigen Natur in der nördlichen Provinz Pinar del Río – abgesehen davon, dass die dortigen Bewohnern als ganz besonders gelassen und angenehm gelten. Das Valle de Viñales (Viñales-Tal) bietet sich nicht nur für wunderbare Ausflüge zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad an. Es gilt auch als eines der besten Tabakanbaugebiete der Welt. Die Besucher können hier Trockenschuppen für Tabakpflanzen besichtigen, lernen viel über den Anbau und die Ernte des Tabaks und können den Arbeitern über die Schultern schauen, wenn sie mit ihren geschickten Fingern in Handarbeit die Zigarren rollen.

Von Zuckerrohrmühle zu Zuckerrohrmühle

Die Besichtigung einer Zuckerrohr-Plantage sollte ebenfalls in keinem Kuba-Urlaub fehlen. Schließlich ist Zucker das wichtigste Exportgut der kubanischen Landwirtschaft. Das Thema Zucker steht aber nicht nur im Valle de Viñales groß auf der Tagesordnung. Im Valle de Ingenios in der Nähe von Trinidad kann die ganze Familie in einem alten, von einer Dampflok betriebenen Zug von Zuckerrohrmühle zu Zuckerrohrmühle fahren und die malerische Landschaft auf sich wirken lassen.

Kubanerin mit Zigarre
Zigarren sind ein prägender Teil von Kuba und, wie hier zu sehen, definitiv keine Männderdomäne.

Kinder lieben Tiere. Deshalb kommen Familien auf ihrer Kuba-Reise um einen Besuch der Peninsula de Zapata gar nicht erst herum. Im Südosten von Havanna wartet das größte Sumpfgebiet der Karibik, die Ciénaga de Zapata – ein Urwald, der von Kanälen, Lagunen und Flüssen durchzogen ist und in dem es vor Krokodilen, Seekühen und Vögeln nur so wimmelt. Auf dem Weg zum Biosphärenreservat an der Südküste der Insel kann man die über 100 Jahre alte Dampflokomotive „Australia 1716“ besichtigen.

Von Zapata aus bietet sich eine Schnellboot-Tour durch die Mangrovenwälder an, um das Taino-Indianerdorf zu erreichen. Dort wird das Leben der Ureinwohner so eindrücklich und gut erklärt, dass sich die Kinder selbständig zurecht finden und vor lauter Staunen und Entdecken kurzzeitig ganz vergessen, dass sie mit ihren Eltern da sind. Die riesigen Tonskulpturen der Künstlerin Rita Longa tragen sehr gut zum Verständnis bei.

Grandiose Vielfalt zum Baden, Plantschen und Toben

Okay, erkunden, lernen, staunen, wandern ist ja alles schön und gut. Aber oftmals wollen die Kinder nur noch eines: baden, plantschen, toben. Gelegenheiten dazu gibt es auf Kuba in einer grandiosen Vielfalt. Wer braucht künstlich angelegte Wasserlandschaften, wenn so viele natürliche (und kostenlose) Attraktionen locken? In vielen der spektakulären Wasserfälle können Familien ausgiebigen Badespaß genießen, wie beispielsweise im Auffangbecken des „El Rocio“. Hier gilt: einfach den Einheimischen nachmachen und in den herrlich klaren Flüssen baden und es sich gutgehen lassen. Die Saltos de Guayabo, die höchsten Wasserfälle Kubas, sind zum Baden ein zu großes Abenteuer. Dafür bieten sich dort spannende Wanderungen mit spektakulären Ausblicken an.

Wasserfall El Nicho Cienfuegos, Kuba
Wie wäre es mit einem Bad im Wasserfall, wie hier dem El Nicho in der Provinz Cienfuegos?

Wasserfälle sind natürlich längst nicht alles, was Kuba für kleine Wasserratten zu bieten hat. Tropisches Klima, Durchschnittstemperaturen ganzjährig um 25 Grad und  Wassertemperaturen zwischen 24 und 28 Grad sind Garanten für nicht enden wollende Badefreuden am Meer. Traumstrände mit weißem Sand und einsamen Buchten, dazu türkisblaues Wasser: Das ist Karibikurlaub für die ganze Familie wie aus dem Bilderbuch. Anlaufpunkt Nummer eins ist Vardero, der bekannteste Badeort Kubas im Nordwesten der Insel. Hier gibt es deutlich mehr touristische Infrastruktur als an jedem anderen kubanischen Strand. Mit Massentourismus hat das aber noch lange nichts zu tun. Die Halbinsel bietet genügend Platz für Entspannung.

zwei Jungs am Strand von Cayo Santa Maria
Was wäre ein Kuba-Urlaub ohne Meer? Hier spielen zwei Jungs am Strand von Cayo Santa Maria.

Weitere bekannte und beliebte Stellen sind der Playa Ancon, die langen Ufer der kleinen Insel Cayo Jutías, der einsame Strand Las Tumbas sowie die Traumstrände von Jibacoa. Möglichkeiten für Bootsausflüge gibt es allerorten. Besonders zu empfehlen ist die Katamaran-Fahrt nach Cayo Blanco über Cayo Romero. Während der Pause am Korallenriff können die Kinder beim Schnorcheln die unglaublich spannende Unterwasserwelt bewundern.

Letztlich bietet Kuba eine so wunderbare Vielfalt, dass es geradezu eine Verschwendung wäre, die kostbare Reisezeit ausschließlich beim Baden zu verbringen. Wo sonst bekommt man noch so viele Orte zu sehen, an denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint?

Die Städte mit ihren kolonialen Prachtbauten kommen einem vor wie riesige Freiluftmuseen. Für Kinder geradezu ideal, um Geschichte hautnah zu erleben, zu spüren und zu riechen. So wie in der malerischen Küstenstadt Cienfuegos, die 2005 mit seinem historischen Stadtzentrum zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Tagsüber bolzen die einheimischen Kinder auf den belebten Plätzen der „Perle des Südens“. Abends wird der Hauptplatz am Fuße der Kathedrale zur riesigen Tanzfläche. Nun gibt es zwei Optionen: dem Spektakel zuschauen oder einfach mittanzen. Letzteres ist eindeutig zu empfehlen.

Das Essen trifft genau den Geschmack der Kinder

Genauso empfehlenswert ist die kubanische Küche. Urlaub auf Kuba mit Kindern heißt auch, offen für viele spannende und interessante Geschmacks- und Genusserlebnisse zu sein. „Die“ kubanische Küche gibt es nicht. Je nach Region sind mehr oder weniger starke Einflüsse aus der spanischen, afrikanischen und karibischen Küche zu schmecken. Besonders der fangfrische Fisch, Meeresfrüchte und die tropischen Früchte begeistern die Urlauber. Nicht zu vergessen Hühnchen, eine der beliebtesten Speisen der Kubaner. Die Einheimischen essen es am liebsten knusprig frittiert. Und treffen damit natürlich haargenau den Geschmack der Kinder. Wie im Wunschkonzert …

Bildnachweis:
Titelbild: © Depositphotos.com/Erwin Wodicka
Oldtimer Havanna: © Depositphotos.com/Roxana Gonzalez
Che Guevara Statue: © Depositphotos.com/Maurizio Bersanelli
Valle de Viñales: © Depositphotos.com/Sergey Plakhotin
Zigarrenraucherin: © Depositphotos.com/Filipe Frazao
Wasserfall El Nicho: © Depositphotos.com/Richard Semik
Strand von Cayo Santa Maria: © Depositphotos.com/Le Cong Duc Dao