Alternativer Reiseguide: Inselleben auf Sizilien

Einsamen Buchten umrahmt von wilder Küste und schroffen Klippen, kleine Dörfer mit malerischen Piazzi, und dazu die wohl sündhaftesten Desserts des Landes. Die größte Insel des Mittelmeeres ist längst kein Geheimtipp mehr. Und doch findet man auf Sizilien mit etwas Geduld verborgene Naturschönheit und gut gehütete Kulturschätze.

Durch die die Straße von Messina vom italienischen Festland getrennt, liegt Sizilien zwischen drei Meeren. Das Tyrrhenische Meer vor der Nordküste, vor der Ostküste das Ionische Meer und die Straße von Sizilien zwischen der Südwestküste und dem afrikanischen Kontinent. Im Osten der Insel ragt der Ätna mit rund 3300 Metern gen Himmel und bildet eine imposante Kulisse. Der höchste Vulkan Europas ist aktiv und speit gelegentlich noch immer Lava.

Unwegsames Terrain und herabstürzende Gesteinsbrocken, eine Besteigung des Ätna ist selbst für erfahrene Wanderer eine Herausforderung. Wer nicht zu Fuß hinauf wandern möchte, fährt mit der Seilbahn 500 Meter in die Höhe. Anschließend bringen Busse die Ausflügler weitere 400 Meter hinauf. Bis zur Spitze kommt man nur mit einem Bergführer.

Palermo: Von Mafiosi zu Multikulti

Einst tobten hier Mafiakriege. Heute ist die größte Stadt Siziliens für Touristen ein sicherer Ort. Palermo lädt ein, zu gutem Essen und ausgedehnten Streifzügen durch die kleinen Seitengassen. Wanderbewegungen verschiedener Kulturen der Vergangenheit hinterließen hier ihre Spuren und prägten den besonderen Baustil der Stadt.

Strassenbild in Palermo, Sizilien
Strassenbild in Palermo © Depositphoto – Yulia Grigoryeva

Noch heute sind die Sizilianer ein buntes Volk, was sich besonders in Palermo wider spiegelt. Gegensätze sind hier ausdrücklich erwünscht.

Während eines Städtetrips in Palermo sollte man sich keinesfalls die Galleria Interdisciplinare Regionale della Sicilia entgehen lassen. Das Museum beherbergt Siziliens künstlerische Vergangenheit sowie Werke der Neuzeit.

Kaum daran vorbei, kommt man an der prunkvollen Kathedrale Maria Santissima Assunta, die in den Jahren 1184 und 1185 im normannisch-arabischen Stil erbaut wurde. Nichts für schwache Gemüter ist die Kapuzinergruft von Palermo. Beim Wandeln durch die Gänge mit ihren natürlichen Mumien überkommt Touristen nicht selten das Gruseln.

Zeit, um zurück ans Tageslicht zu kehren und frische Luft zu schnappen. Die Piazza Marina samt den beeindruckenden Exemplaren des Ficus magnolioides im Giardino Garibaldi, eignet sich dafür hervorragend. Am Wochenende findet auf der Piazza ein quirliger Trödelmarkt statt.
Einen der phänomenalsten Aussichten auf die Stadt genießt man von dem Monte Pellegrino, dem, von Palermo, 13 Kilometer entfernten Hausberg.

Sizilien Highlights abseits der Touristenpfade

Werden die archäologische Stätten von Agrigent in den Sommermonaten nur so überrannt, verirren sich nur wenige Urlauber zu den Kammergräbern der Nekropolis von Pantalica, nahe von Syrakus.  Die etwa 5000 Grabstätten, die in frühchristlicher Zeit auch bewohnt waren, wurden über Jahrtausende von den Flüssen Anapo und Calcinara ausgehöhlt und bieten einen faszinierenden Anblick. Im Jahr 2005 Nekropolis von Pantalica zusammen mit Syrakus zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Sie hat den Ruf die schönste Stadt von ganz Sizilien zu sein. Cefalu, an der Nordküste gelegen, wird von einem mächtigen Felsmassiv überragt.

Cefalù - Küstenstadt im Norden
Cefalù – Küstenstadt im Norden © Depositphoto – Leonid Mugli

Besonders in der Hochsaison zieht die Kleinstadt immer mehr Touristen an. Doch hat Cefalu ihren typisch sizilianischen Charme behalten und ist mit ihrer verwinkelten Altstadt und der kristallklaren Bucht unbedingt ein Abstecher wert. Unweit von Cefalu lädt der Parco delle Madonie zu einem Ausflug in authentische Natur und das ländliche Sizilien ein. 

Gänzlich abseits des Tourismus liegt das verschlafene Dorf Trappeto an der Westküste Siziliens. Viele der Einwohner waren einst Gastarbeiter in Deutschland. Fast geschlossen wanderte das Dorf Trappeto Ende der 1950er Jahre nach einem Anwerbeabkommen zwischen Italien und Deutschland nach Solingen-Ohligs. Heute leben viele der Gastarbeiter wieder in ihrer italienischen Heimat.

An der nordwestlichsten Ecke Siziliens liegt die Provinz Trapani. Hügelige Landschaften hinter idyllischen Badebuchten, dazwischen zauberhafte Ortschaften. Eine davon ist Scopello.

Faraglioni und Tonnara bei Scopello
Faraglioni und Tonnara bei Scopello © Depositphoto – Gandolfo Cannatella

Ein charmantes kleines Dorf, das um ein Gehöft erbaut wurde. Etwa 80 Menschen leben heute in der Siedlung, deren Zentrum einst als Stützpunkt für Thunfischfänger diente.  Bekannte Filme, wie Ocean’s 12, borgten sich bereits die schroffe Küstenlinie um Scopello als Kulisse.

Naturschätze auf Sizilien

Ebenfalls im Nordwesten, nur wenige Kilometer von Scopello entfernt, erreicht man das Naturschutzgebiet Lo Zingaro. Schmale Wege schlängeln sich zu karibisch anmutenden Badebuchten mit kristallklarem Wasser.  Vor nicht allzu langer Zeit drohte der Küstenabschnitt durch Bebauung zerstört zu werden. Doch eine Bürgerinitiative rettete 1980 das kostbare Fleckchen Natur. Der Naturpark ist ein Paradies für Wanderer. Allerdings sollte man ausreichend Proviant mitnehmen, da es in dem Gebiet keine Einkehrmöglichkeiten gibt.

Felsige Nekropole auf Sizilien
Felsige Nekropole © Depositphoto – Marco Ossino

Wer während seiner Zeit auf Sizilien naturverbunden und nachhaltig logieren möchte, übernachtet in sogenannten Agriturismen. Unter Agritourismus versteht man Urlaub auf italienischen Landgütern und Bauernhöfen, der meist mit ökologischem Tourismus einhergeht.

Dolci: Sizilianische Gaumenfreuden

Eis, das aus einer Art Milchbrötchen gegessen wird? Klingt sonderbar, schmeckt aber göttlich. Granita nennt man die typisch sizilianische Süßspeise, die in der Regel aus Zuckersirup und frisch gepresstem Zitronensaft hergestellt wird. Generell mögen die meisten Sizilianer Süßes ausgesprochen gern. Dolci in allen nur denkbaren Variationen gibt es an jeder Ecke. Von Pistazientorten, über Cassata, einer Torte aus Biscuitteig, Ricotta und kandierten Früchten, bis hin zu Frutta martorana. Letzteres sind täuschend echt aussehende Früchte aus Marzipan.

Beste Reisezeit

Sizilien sollte man im Juli und August meiden. Denn dann fallen nicht nur Touristen in Scharen auf das Eiland ein, es wird mitunter auch bis zu 40 Grad heiß. Da verhilft auch das etwa 25 Grad warme Wasser kaum noch zur Erfrischung.

Ideal ist eine Reise nach Sizilien im Frühling oder im Herbst. Denn ab September kehrt langsam aber sicher Ruhe ein und die Insel erholt sich von der turbulenten Hochsaison.

Das Sizilien Kochbuch von TV-Tatort-Kommissar Andreas Hoppe

Bildnachweis Titelbild:

Taormina mit Ätna   © Depositphoto –  Andras Gyula Csontos